20.12.2000

KEIN CHRISTKIND

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Schwere Zeiten für Tech-Aktien prolongiert

Die US-Notenbank Federal Reserve [Fed] lässt die Leitzinsen unverändert. Sie deutete am Dienstag bei ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr aber eine Lockerung in der Zukunft an.

Finanzexperten hatten für heute auch nicht mit einer Zinssenkung gerechnet. Diese wird von der überwiegenden Mehrheit der Volkswirte für Anfang 2001 erwartet. In einer ersten Reaktion gaben die Aktienkurse an der New Yorker Börse nach, erholten sich danach aber wieder. Einzig die IT-lastige Nasdaq schloss nahe dem Tagestief und befindet sich in den niedrigsten Kursregionen seit mehr als einem Jahr.

Tagesgeld zählt

Der Zins für den kurzfristigen Kreditverkehr zwischen Geschäftsbanken [so genanntes "Tagesgeld"] bleibt damit auf dem Neunjahreshoch von 6,5 Prozent, der Diskontsatz bei 6,0 Prozent.

Zinsen können später gesenkt werden

Die US-Notenbank mit ihrem Chef Alan Greenspan zeigte sich aber bereit, die Zinsen bei einer weiteren Abkühlung der US-Konjunktur zu senken, um eine Rezession abzuwenden.

Die Notenbank änderte jetzt zum ersten Mal seit zwei Jahren ihre grundsätzliche Politik, und dies deutlicher, als viele Experten es erwartet hatten. Nicht eine Inflation sei derzeit die Gefahr, sondern die Schwäche der Wirtschaft, erklärte die Notenbank.

Greenspan hatte bereits darauf hingewiesen, dass sich die US-Konjunktur wahrnehmbar verlangsamt habe. Die US-Wirtschaft war im dritten Quartal nur noch um 2,4 Prozent gewachsen. Das war der geringste Zuwachs seit vier Jahren.

Zinssenkung einziger Ausweg?

Die US-Notenbank hatten in der Vergangenheit zur Dämpfung der Hochkonjunktur und der damit verbundenen Inflationsrisiken ihre Leitzinsen von Juli 1999 bis Mai dieses Jahres sechs Mal erhöht. Höhere Zinsen verteuern die Kreditbeschaffung der Volkswirtschaft und verringern damit die Investitionsneigung.

US-Wirtschaft könnte sich weiter abkühlen

In ihrer Erklärung wiesen die Währungshüter darauf hin, dass die angeschlagene US-Konjunktur sich in naher Zukunft weiter abkühlen könnte. Darauf deuteten rückläufige Unternehmensgewinne, das abnehmende Vertrauen der Verbraucher sowie die jüngste Schwäche in Teilen der Finanzmärkte hin.

Risiken für die Inflation bestünden zwar weiter. Der Aufwärtsdruck auf die Verbraucherpreise sei aber nicht mehr so stark wie vor kurzem angenommen. Der Ausschuss betonte, er werde die wirtschaftliche Entwicklung "genauestens beobachten".

Gleich sechs Mal haben US-Notenbankchef Alan Greenspan und seine Mannschaft seit Mitte 1999 an der Zinsschraube gedreht - zuletzt im Mai dieses Jahres. Greenspan wollte eine "Überhitzung" verhindern und die boomende US-Wirtschaft zu einer "sanften Landung" bringen. Der "Herr über den Dollar" hatte jedoch bereits vor knapp zwei Wochen vor Gefahren für die US-Wirtschaft gewarnt. Analysten leiteten daraus ab, dass die Fed nun Anfang 2001 ihren geldpolitischen Kurs umkehrt und mit einer ersten Zinssenkung beginnt.