Bertelsmann, Napster und die Nazis
Bertelsmann hat auf einen Bericht des niedersächsischen Verfassungsschutzes reagiert, in dem Napster als "eine zentrale Plattform für den Austausch rechtsextremer Musik im Internet" eingestuft wird.
Bertelsmann verurteilte in einer Stellungnahme den Missbrauch der Musikbörse zur Verbreitung von Hass und Gewalt und wies darauf hin, dass der Austausch von rechtsradikalem, Gewalt verherrlichendem Gedankengut durch Napster-Benutzer gegen die Nutzungsbedingungen der Musikbörse verstoße.
Die Bertelsmann eCommerce Group [BeCG] - seit Oktober strategischer Partner von Napster - werde im "Rahmen ihrer Möglichkeiten" eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten, erklärte dazu heute Andreas Schmidt, Geschäftsführer von BeCG.
"Napster nur Transport-Plattform"
Schmidt wies zugleich auf die technische Kontrollproblematik hin,
dass die rechtsradikale Musik nicht auf einem zentralen Rechner des
Unternehmens, sondern auf den Computern der weit mehr als 40
Millionen Nutzer gespeichert sei. "Napster ist, wie jeder
Internet-Provider oder auch die Post, lediglich die
Transport-Plattform", heißt es in Schmidts Erklärung.

Nicht allein technisches Problem
Die Kontrollproblematik macht auch den Behörden zu schaffen. Rüdiger Hesse, Sprecher des Verfassungsschutzes in Niedersachsen, erklärte, man habe durch Napster große Schwierigkeiten, im Internet die Herkunft und die Urheber von rechtsextremer Musik zurückzuverfolgen, da die Titel elektronisch von jedem Ort ins weltweite Datennetz eingegeben werden können.
Aus Hesses Sicht könne sich ein Internet-Anbieter nicht allein auf die Technik zurückziehen: "Ich kann nur an das Verantwortungsbewusstsein von Bertelsmann appellieren. Man wird sich wohl auch um Inhalte kümmern müssen."
Nazi-Skins f*** off
Hesse hatte zuvor in einem Interview mit dem Norddeutschen
Rundfunk [NDR] erklärt, bei Napster kämen inzwischen alle
indizierten und strafbewährten Titel zum Tausch. Napster habe dafür
gesorgt, dass Rechtsextreme ungestört Titel verbreiten könnten, in
denen zu Mord aufgerufen werde. Für den Verfassungsschutz ergibt
sich dadurch eine neue Dimension. "Napster ist insofern eine
besondere Herausforderung, als jetzt jedermann Zugriff hat auf
Skinhead- und Neonazi-Musik mit ihren volksverhetzenden und
schrecklichen antisemitischen Inhalten", sagte Hesse. Bisher habe
die Skinhead-Szene ihre Musik weitgehend konspirativ vertrieben.
