Arbeiterkammer fordert besseren Datenschutz
Jeder Österreicher ist in 100 bis 400 Datenbanken gespeichert, wahrscheinlich noch in weit mehr.
Das hat eine Studie im Auftrag der Arbeiterkammer [AK] ergeben. Offiziell gibt es 81.000 private und 7.000 öffentliche Stellen, die Daten sammeln. Die Konsumentenschützer gehen aber davon aus, dass eine nicht schätzbare Zahl von Unternehmen ohne Registrierung diese persönlichen Informationen verarbeitet. Der beste Schutz, rieten die Experten am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien, sei "geiziger" Umgang mit persönlichen Daten.
Allein der Umstand, dass man als Einzelperson in mehr oder weniger
zahlreichen Datenbanken vorkommt, ist noch nicht bedrohlich. Die AK sieht "neue Gefahren": Die Qualität der gesammelten Informationen nehme zu - neben Name, Adresse und Geburtsdatum sind immer öfter Angaben wie Einkommen, Kontakte, Gewohnheiten etc. enthalten. Dazu begünstigen zunehmende Vernetzung und Firmenverflechtungen die Weitergabe, verbesserte Auswertungsprogramme [Data-Mining] lassen genauere Aussagen über Kleingruppen und sogar Einzelpersonen zu, als sich aus den einzelnen Datensätzen "pur" jemals ablesen ließe.

Das Datennetz wird "dichter", konstatieren Johann Cas und Walter Peissl, Autoren der Studie "Beeinträchtigung der Privatsphäre in Österreich" vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Akademie der Wissenschaften.
Im Moment, sind die Experten überzeugt, lassen sich noch viele "Datenspuren" durch bewusstes Handeln der Konsumenten vermeiden. Wer etwa an einem Gewinnspiel teilnimmt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er seinen Preis durch die Weitergabe seiner Daten "erkauft". Dasselbe gilt für Werbeangebote wie Gratissurfen im Internet - dabei kann das Nutzungsverhalten des Users gespeichert werden; ebenso mit Hilfe von "Cookies", die auf vielen Sites präsent sind und dabei helfen, dass Files rascher abgerufen werden können.
Problembewusstsein in Spurenelementen
Je stärker aber Internet und Handy im Beruf zur Selbstverständlichkeit werden, desto schwieriger werde es, keine Daten von sich preiszugeben. In jedem Fall gilt: "Solange das Problembewusstsein in der Bevölkerung nur in Spurenelementen vorhanden ist, können die Menschen keine Entscheidung fällen, ob sie Bequemlichkeit oder Datensicherheit den Vorzug geben", sagte Daniela Zimmer von der Abteilung für Konsumentenpolitik der AK-Wien.
Ausdrückliche Zustimmung zu Datenweitergabe gefordert
Angesichts dieser Studie fordern AK-Vertreter neben einer besseren Ausstattung der Datenschutzbehörden und freiwilligen Standards der betreffenden Branchen selbst [europaweites
Gütesiegel] gesetzliche Änderungen: Der Konsument soll einer Weitergabe seiner Daten ausdrücklich zustimmen müssen, diese Erlaubnis sollte nicht in den allgemeinen Geschäftsbedingungen bzw. im
Kleingedruckten "versteckt" sein.
Eine Novelle zum Datenschutzgesetz soll regeln, dass Verarbeiter die Kunden auch bei nicht registrierpflichtigen Daten informieren müssen.
Der Einzelne fühlte sich bisher übrigens weniger betroffen, als es der Realität entspricht: Der Konsumentenschutzverband Consumentenbond Den Haag etwa hat nicht nur erhoben, dass über jeden Niederländer durchschnittlich 900 Datensätze geführt werden. Anlässlich einer Konsumentenbefragung waren 66 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass sie selbst in weniger als 25 Datenbanken vertreten seien.
In Österreich gibt es der Arge Daten zufolge rund 3,2 Milliarden personenbezogene Datensätze.