14.12.2000

MEDIEN-BIZ

Bildquelle: nap

Alles Napster: Text, Fotos, Film, Spiele

Das Internet bringt nach Einschätzung des Medienkonzerns Bertelsmann einen radikalen Wandel des Unterhaltungsgeschäftes. Dabei sei der Erfolg der Musiktauschbörse Napster erst der Beginn dieses Prozesses.

"Musik ist erst der Anfang", sagte Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Bald würden auch Filme, private Fotos, Spiele und andere Güter via File-Sharing verbreitet werden.

Middelhoff, der mit der geplanten umfassenden vertikalen Umstrukturierung seines Unternehmens wie bisher kein anderer Medienkozernchef deutlich gemacht hat, dass er die tief greifenden Änderungen der Geschäftsmodelle ernst nimmt, spielt allerdings ein riskantes Spiel:

Zwar könnte er durch seine - verglichen mit seinen Mitbewerbern - frühe Reaktion auf die Herausforderungen des Netzes einen deutlichen Vorsprung zur Konkurrenz gewinnen, aber seine Napster-Pläne könnten auch noch durch diese torpediert werden und Bertelsmann dadurch ins Abseits geraten.

Die Preisfrage

Bertelsmann rechnet damit, dass die meisten der rund 40 Millionen Napster-Nutzer bereit sind, für die Musik aus dem Internet zu bezahlen. "Wir glauben, dass die Bereitschaft zu zahlen groß genug ist, um ein beachtliches Geschäftspotenzial zu schaffen", sagte Middelhoff.

Derzeit würden die Napster-Nutzer befragt, wie viel sie genau für Online-Musik ausgeben würden. Für Ende Februar werde mit entsprechenden Marktforschungsergebnissen gerechnet.

Entscheidende Verhandlungen

Middelhoff hat zudem die konkurrierenden Musikunternehmen eingeladen, sich an der Napster-Initiative zu beteiligen. BeCG-Chef [Bertelsmann eCommerce Group] Andreas Schmidt verhandelt deshalb seit Wochen mit den Konkurrenten über Napster.

Weitere Konzentration

Die Verhandlungen über eine Fusion des britischen Musikkonzerns EMI mit BMG dauern nach Einschätzung von Middelhoff noch einige Wochen: "Vor Ende Januar sollte man kein Ergebnis erwarten."

"Wir sollten alle Unsicherheiten vermeiden, alles genau überprüfen und analysieren", fügte er hinzu. Das Ergebnis sei "nicht vorhersehbar". Im Musikbereich verhandle Bertelsmann ausschließlich mit EMI, sagte Middelhoff weiter. Bertelsmann und EMI hatten im November Fusionsgespräche offiziell bestätigt.