11.12.2000

PILLEN.EU

Bildquelle: roche

Der Online-Apothekenkrieg

Medikamente aus dem Internet sind eine verlockende Option, doch sie sind auch heftig umstritten. In Deutschland beschäftigt das Thema derzeit intensiv die Pharmabranche, die Apothekenverbände und die Politik, aber das Problem ist ein gesamteuropäisches.

Verbraucherschützer und Apotheker warnen vor gesundheitlichen Gefahren, Kassen und Gesundheitspolitiker erhoffen sich Sparmöglichkeiten.

Derweil ist die rechtliche Situation für Anbieter wie Verbraucher unklar. Am 13. Dezember wollen sich Befürworter und Gegner mit Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer in Berlin zusammensetzen, um offene Fragen zu klären.

Smarte Niederländer

Das bekannteste Beispiel für die juristischen Scharmützel der Kontrahenten ist der Rechtsstreit zwischen der Internet-Apotheke "0800DocMorris.com" mit Sitz im niederländischen Landgraaf und der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände [ABDA].

Das Landgericht Frankfurt untersagte per einstweiliger Verfügung der Online-Apotheke das Versenden an deutsche Kunden. Doch DocMorris macht weiter: Die Firma trennte einfach Bestellen von Liefern.

Der Kunde muss seither in einem gesonderten Schritt einen Kurier beauftragen, den freilich DocMorris bereitstellt und auch bezahlt.

Europäisches Problem

Die lukrative Geschäftsidee der Internet-Apotheken ist jedoch nicht der Versandhandel: Sie nutzen die zum Teil enormen Preisunterschiede für Arzneimittel in den Ländern der EU aus.

Internationale Vergleiche haben ergeben, dass die Kosten für identische Produkte um bis zu 30 Prozent abweichen können. Wer Medikamente billig im Ausland bezieht und in einem Land mit niedriger Mehrwertsteuer sitzt, kann schnell Gewinne machen.

Hauptkritikpunkt ist dabei die Patientensicherheit. Doch die Probleme bei Daten- und Verbraucherschutz seien nur ungelöst, nicht unlösbar, argumentieren die Krankenkassen.