04.12.2000

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Bertelsmann und das "Napster-TV"

Der Medienkonzern Bertelsmann hat einen Bericht des "Wall Street Journal" dementiert, wonach er mit der US-Firma RecordTV, die wie Napster der systematischen Urheberrechtsverletzung beschuldigt wird, Gespräche führt.

Der Sprecher von Bertelsmann Arvato, Hans Preising, sagte am Sonntag: "Wir haben mit RecordTV keine Gespräche geführt und wir haben beschlossen, mit dieser Firma keine Kontakte aufzunehmen."

Ähnliche rechtliche Probleme wie Napster

Das deutsche "Manager-Magazin" kommentierte in seiner Online-Ausgabe die Gerüchte über Gespräche zwischen Bertelsmann und RecordTV mit den Worten: "Bertelsmann scheint eine Vorliebe für Unternehmen zu haben, die mit Lizenzrechten Probleme haben."

Diese Bemerkung spielt auf die juristischen Probleme an, mit denen sich RecordTV zurzeit konfrontiert sieht, und die denen des Bertelsmann-Partners Napster ähneln.

So wie Napster mit der Musikindustrie, liegt RecordTV mit der amerikanischen Film- und Fernsehindustrie im Clinch, die dem Start-up-Unternehmen vorwirft, TV-Programme ohne Genehmigung kopiert zu haben.

Prozess erst im Sommer 2001

Die MPAA und die von ihr vertretenen Produzenten von TV-Shows fürchten, dass ihnen durch RecordTV die lukrativen Märkte für den Weiterverkauf ihrer Serien verloren gehen.

Das "Wall Street Journal" hatte berichtet, dass die Verhandlungen zwischen Bertelsmann und RecordTV bereits seit längerem laufen würden, nach der Klage der MPAA im Sommer dieses Jahres aber vorübergehend eingestellt und später wieder aufgenommen worden waren.

Eine endgültige juristische Klärung der gegen RecordTV erhobenen Vorwürfe der systematischen Urheberrechtsverletzung wird erst im Sommer nächsten Jahres erwartet.

Sollte der Prozess zu Gunsten von RecordTV ausgehen, könnte die Bertelsmann-Tochter mediaSystems die RecordTV-Technik zur Zugänglichmachung von Fernsehinhalten im Internet dann auf dem europäischen TV-Markt anbieten. Bertelsmann hat das am Sonntag als Spekulationen zurückgewiesen.