FBI desinformiert über Carnivore
Der nächste Schub von Dokumenten, die das FBI gemäß der Entscheidung eines US-Gerichts am vergangenen Donnerstag herausgeben musste, hat mit der ersten Lieferung von Unterlagen über das TCP/IP-Überwachungs-Tool "Carnivore" viel gemein.
Sofern die technischen Spezifikationen zu Hard- und Software des so genannten "Carnivore" [Fleischfresser, sieh auch Links ganz unten] nicht überhaupt aus "Sicherheitsgründen" zurück gehalten wurden, sind sie zu weiten Teilen eingeschwärzt.
Dies betrifft vor allem technische Details und damit jene Informationen, die Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems "DragonNet" zulassen würden.
Der Testbericht
Was der nun an die Öffentlichkeit gelangte Testbericht über den
Probebetrieb des "Carnivore" im Juni an harten Facts enthält, legt
allerdings nahe, dass eine mögliche Veröffentlichung des Tests
bereits beim Set-Up einkalkuliert war.

Festplatte mit 1,19 Gigabyte
Nach Angaben des FBI kam ein mit 300MHz getakteter Pentium II [NT4 SP6] mit 384MB RAM zum Einsatz. Geradewegs lachhaft wird es, wenn man die Angaben über die Speicherkapazität dieses angehenden Museumsstücks liest.
Bei einer kümmerlichen Festplatten-Kapazität von 1.19 Gigabyte mussten sich die FBI-Agenten mit Zip und Jaz-Laufwerken zur Speicherung der sicher gestellten Daten behelfen.
2,5 Millionen Dollar Budget
Dies alles bei einem [offiziell zugegebenen] Budget von etwa 2,5
Millionen Dollar für das Projekt - auch diese Zahlen sind nicht
eingeschwärzt - für ein System, das aus dem Gesamtverkehr eines
Internet-Providers sämtliche Datenpakete [Mail, WWW, FTP] einer
Zielperson filtern soll.

Zwangsläufig Flächen deckend
Hier hatte die Kritik der Bürgerrechts-Organisationen angesetzt, denn anders als bei Telefonie-Netzwerken [circuit switched networks] werden im Internet [TCP/IP] die Datenpakete aller Teilnehmer in einer Leitung transportiert.
Die Datenpakete eines bestimmten Teilnehmers können daher nur herausgefiltert werden, wenn alle Pakete analysiert werden.
Damit sei eine Flächen deckende Überwachung technisch angelegt, denn niemand könne überprüfen, was mit den zwangsäufig abgefangenen Daten der übrigen Teilnehmer geschehe, so lautete die Kritik.
Das DragonNet-System
Über den Rest des DragonNet-Systems lässt sich einstweilen nur
sagen, dass es noch weitere Komponenten namens

Der "Omnivore" als Nicht-Vorgänger
Der gleichfalls von den Anwälten des Electronic Privacy Information Center [EPIC] heraus geklagte Quellcode des "Omnivore"-Systems wurde bereits ausgeliefert, allerdings nur zwei der 146 Seiten und diese sind fast völlig eingeschwärzt.
Das straft die vom FBI immer wieder lancierte Sichtweise, dass es sich bei diesem "Allesfresser" nur um ein nunmehr veraltetes Vorgängermodell des "Carnivore" handle, ganz einfach Lügen.
Solaris statt NT
Zumal bekannt ist, dass "Omnivore" für Suns Betriebssystem
Solaris entwickelt wurde, das nicht auf PCs der oben angeführten
Klasse sondern auf
