20.11.2000

HINTERGRUND

Bildquelle: ORF ON

FBI desinformiert über Carnivore

Der nächste Schub von Dokumenten, die das FBI gemäß der Entscheidung eines US-Gerichts am vergangenen Donnerstag herausgeben musste, hat mit der ersten Lieferung von Unterlagen über das TCP/IP-Überwachungs-Tool "Carnivore" viel gemein.

Sofern die technischen Spezifikationen zu Hard- und Software des so genannten "Carnivore" [Fleischfresser, sieh auch Links ganz unten] nicht überhaupt aus "Sicherheitsgründen" zurück gehalten wurden, sind sie zu weiten Teilen eingeschwärzt.

Dies betrifft vor allem technische Details und damit jene Informationen, die Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems "DragonNet" zulassen würden.

Festplatte mit 1,19 Gigabyte

Nach Angaben des FBI kam ein mit 300MHz getakteter Pentium II [NT4 SP6] mit 384MB RAM zum Einsatz. Geradewegs lachhaft wird es, wenn man die Angaben über die Speicherkapazität dieses angehenden Museumsstücks liest.

Bei einer kümmerlichen Festplatten-Kapazität von 1.19 Gigabyte mussten sich die FBI-Agenten mit Zip und Jaz-Laufwerken zur Speicherung der sicher gestellten Daten behelfen.

Zwangsläufig Flächen deckend

Hier hatte die Kritik der Bürgerrechts-Organisationen angesetzt, denn anders als bei Telefonie-Netzwerken [circuit switched networks] werden im Internet [TCP/IP] die Datenpakete aller Teilnehmer in einer Leitung transportiert.

Die Datenpakete eines bestimmten Teilnehmers können daher nur herausgefiltert werden, wenn alle Pakete analysiert werden.

Damit sei eine Flächen deckende Überwachung technisch angelegt, denn niemand könne überprüfen, was mit den zwangsäufig abgefangenen Daten der übrigen Teilnehmer geschehe, so lautete die Kritik.

Der "Omnivore" als Nicht-Vorgänger

Der gleichfalls von den Anwälten des Electronic Privacy Information Center [EPIC] heraus geklagte Quellcode des "Omnivore"-Systems wurde bereits ausgeliefert, allerdings nur zwei der 146 Seiten und diese sind fast völlig eingeschwärzt.

Das straft die vom FBI immer wieder lancierte Sichtweise, dass es sich bei diesem "Allesfresser" nur um ein nunmehr veraltetes Vorgängermodell des "Carnivore" handle, ganz einfach Lügen.