Das Ende des Gratis-Zeitalters im Netz
Spätestens nachdem die Online-Werbung in eine Krisenspirale geraten ist und Bertelsmann nach dem Einstieg bei Napster die Einführung von Gebühren angekündigt hat, wird von vielen Internet-Unternehmen laut über das Ende des Gratis-Zeitalters im Netz nachgedacht
Dazu werden teilweise - noch vorsichtige - Pläne in Richtung Kostenpflichtigkeit bestimmter Services gemacht.
Das kommt nicht unbedingt überraschend. Insbesondere die aktuelle Krise der Online-Werbung könnte die Entwicklung erheblich beschleunigen.
Da der Großteil der Online-Werbung immer noch von Internet-Firmen selbst kommt, die Netzunternehmen sich also oft gegenseitig finanzieren, ergibt sich aus den eingeschränkten Budgets eine Spirale nach unten.

"Tage der Online-Werbung sind gezählt"
Bob Visse, Manager von Microsofts MSN.com-"Portal", fand unlängst besonders deutliche Worte für die zukünftige Entwicklung: "Die Tage der Online-Werbung als einziges Standbein sind gezählt."
Allerdings gab sich Visse noch relativ ratlos, wie MSN aus seinen 120 Millionen registrierten Besuchern [Unternehmensangabe] zukünftig jenseits der Werbung Profit schlagen könnte.
Andere führende Internet-Unternehmen haben dagegen in jüngster Zeit konkrete Ankündigungen für den Wechsel von kostenlosen auf kostenpflichtige Services gemacht.
Es kann dabei davon ausgegangen werden, dass das nur die ersten vorsichtigen Schritte bei der Erschließung neuer Einnahmequellen sind, da die berechtigte Befürchtung besteht, viele bisherige Nutzer zu verlieren.

Versuche
Wie im Netz fast durchgehend üblich, testen die global operierenden Netzunternehmen ihre neuen Maßnahmen zuerst in den USA.
eBay hat dort eine Gebühr von rund 20 USD eingeführt, die zu entrichten ist, falls man einen Gegenstand in mehr als einer Kategorie aufgelistet haben möchte.
AOL und Yahoo haben konkrete Pläne, für ihre unlängst eingeführten Sprachdienste zukünftig geringe Gebühren zu verlangen.
Dazu kommen einige große Online-Händler wie Webvan, die Kunden Extra-Liefergebühren berechnen, falls ihre Bestellung einen bestimmten Betrag nicht übersteigt.
Bei Webvan werden seit kurzer Zeit 4,95 USD fällig, wenn die Bestellung unter 75 USD liegt.
Telekom Austria im US-Trend
Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Wired - Telefonie und Internet" im Rahmen der 47. Werbewirtschaftlichen Tagung wurde unter anderem auch über das Ende der Gratis-Services gesprochen.
Der Zugang zum Kunden - das reine Access-Geschäft - reiche nicht aus, um im Internet Geld zu verdienen. Es komme auf den Inhalt an, stellte dabei der Geschäftsführer der Telekom-Austria-Internet-Tochter Jet2Web, Eduard Zehetner, fest.
Die Qualität der Internet-Dienstleistungen müsse künftig jedoch verbessert werden, um dafür Geld verlangen zu können. Die Telekomfirmen wüchsen für die Content-Lieferung zunehmend mit Verlagen zusammen, so Zehetner.