06.11.2000

CHATROOMS

Bildquelle: fuzo

Falschmeldungen gefährden Aktienkurse

Falschmeldungen über den Tod von Oracle-Chef Larry Ellison, die über Chatrooms verbreitet wurden, haben Ende vergangener Woche kurzfristig die Aktie des Unternehmens um bis zu 29 Prozent fallen lassen.

Ellison selbst nahm den Vorfall mit Humor und nannte die Meldungen über sein Ableben in Anlehnung an Mark Twain "übertrieben". Dennoch ist der entstandene Schaden groß.

Im konkreten Fall kam nämlich noch dazu, dass das Papier kurzzeitig aus dem Handel genommen werden musste, weil sich ein Börsenmitarbeiter vertippt und einen falschen Kurs in die offiziellen Veröffentlichungen eingetragen hatte.

Beide Ereignisse zusammen - Gerücht und Vertipper - sorgten für gehörige Turbulenzen: Der Kursverlust bedeutet für die Anleger, dass sie innerhalb eines halben Tages rund 50 Milliarden Dollar verloren haben.

Manipulationen mit Methode

Oracle ist nur der letzte in einer Reihe von Vorfällen, bei denen mit im Internet lancierten Falschmeldungen versucht wurde, den Markt zu manipulieren.

Gerüchte versus gezielte Desinformation

In Deutschland hat die Frankfurter Börsenaufsicht bereits mehrfach davor gewarnt, dass sich Börsenkurse durch gezielt in Chatrooms gestreute Gerüchte leicht manipulieren ließen. Damit bestehe die Gefahr, dass unbedarfte Anleger Aktien dieser Firmen kaufen und so den Kurs in die Höhe treiben, "während die Initiatoren ihre vorher zu Niedrigstpreisen gekauften Papiere mit saftigen Gewinnen abstoßen".

In der englischen Tageszeitung "The Guardian" hat am Wochenende Edmond Warner, CEO des Londoner Versicherungsunternehmens Old Mutual Securities, in einem Artikel zu dieser neuartigen Problematik Stellung genommen.

Andererseits weist Warner aber auch darauf hin, dass das Internet wie kein Forum und Medium zuvor zur gezielten Desinformation einladen würde.

Aus diesem Grund hat sich sein Unternehmen mit IBNet, einem seiner Klienten, zusammengetan, um eine Software gegen diese neue Art der Marktmanipulation zu entwickeln.