Falschmeldungen gefährden Aktienkurse
Falschmeldungen über den Tod von Oracle-Chef Larry Ellison, die über Chatrooms verbreitet wurden, haben Ende vergangener Woche kurzfristig die Aktie des Unternehmens um bis zu 29 Prozent fallen lassen.
Ellison selbst nahm den Vorfall mit Humor und nannte die Meldungen über sein Ableben in Anlehnung an Mark Twain "übertrieben". Dennoch ist der entstandene Schaden groß.
Im konkreten Fall kam nämlich noch dazu, dass das Papier kurzzeitig aus dem Handel genommen werden musste, weil sich ein Börsenmitarbeiter vertippt und einen falschen Kurs in die offiziellen Veröffentlichungen eingetragen hatte.
Beide Ereignisse zusammen - Gerücht und Vertipper - sorgten für gehörige Turbulenzen: Der Kursverlust bedeutet für die Anleger, dass sie innerhalb eines halben Tages rund 50 Milliarden Dollar verloren haben.
Manipulationen mit Methode
Oracle ist nur der letzte in einer Reihe von Vorfällen, bei denen mit im Internet lancierten Falschmeldungen versucht wurde, den Markt zu manipulieren.
Ende März hatte ein Day-Trader eine falsche Gewinnwarnung des US-Telekommunikations-Ausrüsters Lucent Technologies auf eine Yahoo- Site "geschleust" und damit den Börsenwert des Unternehmens

Ende August sorgte eine gefälschte Presseerklärung des Netzwerk-Ausrüsters Emulex für Aufsehen, die über die Online-Nachrichtenagentur Internet Wire verbreitet wurde und die zur Folge hatte, dass der Aktienkurs des an der Nasdaq

Gerüchte versus gezielte Desinformation
In Deutschland hat die Frankfurter Börsenaufsicht bereits mehrfach davor gewarnt, dass sich Börsenkurse durch gezielt in Chatrooms gestreute Gerüchte leicht manipulieren ließen. Damit bestehe die Gefahr, dass unbedarfte Anleger Aktien dieser Firmen kaufen und so den Kurs in die Höhe treiben, "während die Initiatoren ihre vorher zu Niedrigstpreisen gekauften Papiere mit saftigen Gewinnen abstoßen".
In der englischen Tageszeitung "The Guardian" hat am Wochenende Edmond Warner, CEO des Londoner Versicherungsunternehmens Old Mutual Securities, in einem Artikel zu dieser neuartigen Problematik Stellung genommen.
Warner betont, dass sich Gerüchte, Spekulationen und Fehlinformationen aus dem Börsenalltag nicht wegdenken lassen. Sie hätten schon immer dazugehört, nur ihr jeweiliges Forum hätte sich im Lauf der Zeit und mit der Technologie geändert - "from the coffee shops of yore to the internet chat rooms of today".

Andererseits weist Warner aber auch darauf hin, dass das Internet wie kein Forum und Medium zuvor zur gezielten Desinformation einladen würde.
Aus diesem Grund hat sich sein Unternehmen mit IBNet, einem seiner Klienten, zusammengetan, um eine Software gegen diese neue Art der Marktmanipulation zu entwickeln.
Die von IBNet entwickelten Programme NetDetec und ShareDetec ermöglichen es Unternehmen, Chatrooms in Echtzeit auf derartige Manipulationsversuche hin zu überprüfen sowie anderen Formen von "Internet Abuse", täuschend echt aussehende "Mirror Sites" etwa, entgegenzuwirken.
