VoteAuction findet politisches Asyl
Die Website voteauction.com, die Stimmen für die US-Präsidentenwahl zum Kauf anbietet, ist trotz eines richterlichen Verbots auf Umwegen weiter erreichbar.
Wie die Betreiber mitteilten, könne die Site unter "voteauction.enemy.org" aufgerufen werden.
In den nächsten Tagen sollen auch die Domains "voteauction.de", "voteauction.at", "voteauction.cu" und "voteauction.ru" hinzukommen.
VoteAuction war vor zwei Wochen per einstweiliger Verfügung abgeschaltet worden, die der Wahlleiter in Chicago erwirkt hatte. Die Betreiber sehen in "voteauction.com" nach eigenen Angaben ein Kunstprojekt.
Die Site wird jetzt von der Wiener Marketingagentur
Uebermorgen.com betrieben. Es gehe selbstverständlich nicht darum, tatsächlich Stimmen zu kaufen oder zu verkaufen, sagte Miteigentümerin Liz Vlx gegenüber Reuters. Die Rückmeldungen der Nutzer zeigten, dass diese die Site richtig verstünden, auch wenn der Kunstcharakter nicht ausdrücklich erklärt werde. "Satire, bei der 'Satire' drüber steht", funktioniere nicht.
Probleme mit der Justiz sind für Netzkünstler nichts Neues. So wurde der Künstlergruppe 'etoy' die Internet-Adresse vom Spielzeughändler 'eToys' streitig gemacht. Nach einer Kampagne zu Gunsten von etoy gab eToys schließlich nach. Einer der Eigentümer von Uebermorgen.com ist auch Mitglied der 'etoy'-Künstlergruppe.

Für den Wahlleiter in Chicago macht es
keinen Unterschied, ob es sich um Satire handelt oder um den
Versuch, die Präsidentenwahl zu manipulieren. Die bloße Existenz der
Website sei illegal, hatte ein Sprecher vor zwei Wochen nach der
richterlichen Verfügung erklärt.

Geht auf New Yorker Kunstprojekt zurück
Ursprünglich sei voteauction.com eine Abschlussarbeit im Fach Kunst am Rensselaer Polytechnic Institute [RPI] in Troy im US-Bundesstaat New York gewesen, sagte Vlx weiter.
Vor zwei Wochen habe Uebermorgen.com die Site übernommen und grafisch und technisch überarbeitet. Die Site werde definitiv bis zum Wahltag online bleiben, hieß es in einer Pressemitteilung.
Um das zu verhindern, müsse man entweder das ganze Internet abschalten oder die gesamte Bevölkerung der USA verhaften. Von den Klagen vor amerikanischen Gerichten sieht sich Uebermorgen.com gegenwärtig nicht betroffen. Bisher sei der Wiener Agentur keine Klage rechtsgültig zugestellt worden.
Auf voteauction.com können sich Nutzer
unter dem US-Bundesstaat, in dem sie wahlberechtigt sind, registrieren und angeben, sie bäten um "Spenden".
Diese Angebote werden in einer Liste zusammengefasst, aus der hervorgeht, wie viele Nutzer in welchem Staat registriert sind. Potenzielle "Spender" können dann ein Gebot für alle Stimmen eines Staates abgeben.
Dabei ergeben sich zum Teil deutliche Preisunterschiede. Am Freitag war eine Stimme in Montana für gute drei Dollar zu haben, in Arkansas kostete eine Stimme schon über 52 Dollar.
