Senioren entdecken das Internet
Ein virtueller Rundgang durch Museen oder der schnelle Kontakt zu Verwandten und Bekannten über das Internet: Senioren entdecken zunehmend den Reiz des "World Wide Web".
"Das Gröbste kann ich", sagt eine 63-Jährige, die im Frankfurter Cafe "Anschluss" im Internet surft.
Während ein Drucker Blondinenwitze auswirft, ist ihre Freundin auf einem virtuellen Kulturrundgang durch Gemäldegalerien oder schaut Kunstwerke in Rom oder Amsterdam an.
"Wenn man nicht hinfahren kann,
ist das doch prima", erzählt die faszinierte 68-Jährige vor ihrem
Monitor. Renoir oder Chagall, alles könne man sich anschauen. "Im
übrigen trifft man im Cafe nette Leute und sitzt nicht einfach auf
irgend einer Bank herum", erläutert sie die Motivation, sich fast
jeden Nachmittag im "Anschluss" ins Internet einzuklinken.

Auch Senioren unter den Schulungskräften
Seit Februar 1999 wurden zum Beispiel in Frankfurt vom Verein Alten- und Behindertenpflege drei solche Cafes eingerichtet, ein weiteres ist geplant.
"Im Durchschnitt kommen bis zu 30 Senioren jeden Tag in das Cafe", sagt die Leiterin des "Anschluss", Susanna Plati.
Internet- und Computerkurse sind bis März 2001 ausgebucht. Unter den Schulungskräften sind auch Senioren, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Das Potenzial möglicher Internet-Nutzer
bei Senioren ist bei weitem noch nicht erschlossen. Waren 1997 noch drei Prozent der Nutzer 55 Jahre und älter, so stieg deren Zahl nach jüngsten Untersuchungen auf 18 Prozent. Doch erschweren technische Barrieren den älteren Interessierten oftmals noch den Zugang zum Datennetz. Es fehlen Hinweise, welche Informationen abrufbar und wie hoch die Kosten sind, erläutert Daniel Hoffmann vom Kuratorium Deutsche Altershilfe in Köln die Probleme. Zudem hätten ältere Menschen Berührungsängste und seien zurückhaltender mit neuen Technologien.
Mit einem von Hoffmann geleiteten Projekt "Senioren online" sollen in Nordrhein-Westfalen neben rund 130 bereits bestehenden Internet- Cafes für Senioren im kommenden Jahr durch eine Förderung des Landes 200 weitere entstehen. Ziel ist es, den älteren Menschen die Angst vor der Technik zu nehmen und sie über die Möglichkeiten und Angebote des Internets zu informieren. "Aus Unwissenheit stehen viele dem Internet noch skeptisch gegenüber", erläutert Hoffmann. So gebe es noch immer Meinungen und Gerüchte, dass es im Netz überwiegend pornografische oder extremistische Inhalte stehen oder das Surfen abhängig machen könnte.