Kopierschutz für Musik bleibt Illusion
Die Versuche der Industrieorganisation SDMI [Secure Digital Music Initiative], durch sichere Verschlüsselungsverfahren den illegalen Austausch von Songs im Netz zu unterbinden und damit das Online-Geschäft der Musikindustrie "risikolos" zu gestalten, erweisen sich immer mehr als Farce.
Zwei Wochen nach dem Ende des "Crack-Wettbewerbs", den SDMI ausgerufen hatte, um die Sicherheit ihres Kopierschutzes zu testen bzw. zu beweisen, haben sich nach Insidern und Teilnehmern des Bewerbs auch angesehene Wissenschaftler skeptisch zum Thema geäußert.
Ein Team aus Forschern der Princeton University, von Xerox' PARC und der Rice University hat nach eigenen Angaben vier mit dem SDMI-Kopierschutz versehene Files gecrackt.

Wiederholbar
Die Wissenschaftler sind sich zudem sicher, dass ihre "Cracks" von jedem "einigermaßen geschulten" Musikpiraten ebenfalls durchgeführt werden könnten.
SDMI reagierte auf die Aussagen der Wissenschaftler wie schon zuvor auf die Statements von Teilnehmern des Wettbewerbs und von anonymen Insidern [die für Firmen arbeiten, die die verschiedenen SDMI-Varianten programmiert haben]: Auf der einen Seite werden die Ergebnisse von der Soundqualität her kritisiert, die angeblich nicht den geschützten Orginalen entspricht, auf der anderen Seite wird darauf verwiesen, dass man angeblich noch sehr viel stärkere Verschlüsselungen in der Hinterhand habe.

Musikindustrie verliert Illusionen
Während die SDMI noch an der Illusion festhält, dass es einen sicheren technischen Kopierschutz gibt, haben einzelne Mitglieder der Organisation ihre Haltung schon der Realität angepasst.
Nachdem Universal schon ein Distributionsmodell testet, das sich Napster annähert, sagte auch EMI-Chef Ted Cohen, dass er nicht glaubt, "irgendjemand würde denken, dass es eine unknackbare Verschlüsselung" gebe.
Laut Cohen haben Versuche, Musikstücke zu verschlüsseln, lediglich den Zweck, das Tempo der Verbreitung illegaler Kopien zu verlangsamen - sie zu unterdrücken ist demnach illusorisch.
