Deutsche Bank ärgert sich über Hobbytrader
Die Deutsche Bank hat einen Typ Kunden entdeckt, den sie in Zukunft auf keinen Fall mehr haben will: Erst lässt er sich in der Bankfiliale ausgiebig vom geduldigen Fachmann in die Geheimnisse des aktuellen Börsengeschäftes einweihen. Dann geht er nach Hause und kauft seine Wertpapiere via Internet über einen Direktbroker.
Den Service bekommt er gratis, die Aktien zum Billigtarif. Die Deutsche Bank, erzürnt ob solchem ungewollten Sponsoring der Konkurrenz, will dem einen Riegel vorschieben und ihrer Kundschaft die Beratung in Rechnung stellen.
Betroffen sind etwa 500.000 eher vermögende Privatkunden im so genannten Private Banking. Für die weniger wohlhabende Klientel der Deutschen Bank 24 bleibt die Beratung kostenlos. Bei Verbraucherschützern lässt dieses Modell Alarmglocken ringen; Bankexperten vermuten im Vorstoß des Marktführers hingegen einen künftigen Trend.

"Der Kunde vergisst oft, das Geschäft über die Bank zu machen", umschreibt Deutsche-Bank-Sprecher Walter Schumacher das Verhalten einiger Anleger, deren Zahl er nicht benennen kann. Nun will das Unternehmen seine Kunden an die Gebührenkette legen: Gestaffelt nach Vermögensgröße erhebt die Bank künftig eine pauschale Grundgebühr für ihre Beratungsleistung - gleichgültig, ob diese in Anspruch genommen wird oder nicht. Der Mindestbetrag beläuft sich Presseberichten zufolge auf 300 Euro im Jahr. Im Gegenzug will die Deutsche Bank ihre Transaktionspreise - die Provisionen für den An- und Verkauf von Wertpapieren - deutlich senken.
Für den Finanzexperten der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Hartmut Strubbe, ist diese Idee "grober Unfug": "Es gehört zu den Fundamentalpflichten jedes Anbieters, den Kunden vor dem Vertragsabschluss ordnungsgemäß zu beraten", sagt Strubbe. Dass der Kunde unter Umständen anschließend zur Konkurrenz gehe, wenn ihm Produkt, Preis oder Gespräch nicht gefallen haben, habe jedes Geschäft zu akzeptieren. Sonst heiße das umgekehrt, dass der Kunde im Kaufhaus immer erst einmal eine Mark zahlen müsste, bevor sich die Verkäufer mit ihm unterhielten, mokiert sich Strubbe. Die Deutsche Bank sei wohl in "Panik vor dem Wettbewerb" verfallen.
Die Verbraucherschützer setzen eins nach: "Wer so etwas in den Markt bringen will, gehört durch einen sofortigen Bankwechsel abgestraft".