21.10.2000

MANGEL

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Ausländische IT-Fachkräfte für Österreich

Der Streit um die "Ausländerquote", die durch die sogenannte Niederlassungsverordnung des Innenministeriums festgelegt wird, ist voll entbrannt. "Mit Sicherheit nicht", reagierte Klubobmann Peter Westenthaler auf die vom Innenministerium vorgeschlagene Erhöhung der Ausländerquote.

Friedrich Bock, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Informationsgesellschaft in der Wirtschaftskammer warnt vor fatalen Auswirkungen einer restriktiven Ausländerpolitik auf den IT-Sektor: "Die jüngsten Äußerungen der Regierung zur Niederlassungsverordnung sind äußerst fatal für die Unternehmen des IT-Sektors und der New Economy, da es gerade jene Unternehmen trifft, die an der Spitze der technologischen Entwicklung stehen, oder aber ihre Osteuropazentralen in Österreich haben. Das Signal, das die Regierung damit aussendet, heißt schlicht und ergreifend: Keine Unterstützung bei der Suche nach IT-Fachleuten. Dabei könnten Fachleute aus Nicht EU- Ländern diesen Mangel beheben."

Die Integration von IT- Anwendungen in Unternehmen, die Vernetzung der Kunden und Lieferanten, eine erfolgreiche Teilnahme an Business-to-Business Plattformen und elektronischen Marktplätzen, der Ausbau von eLearning und eGovernment, sowie der Aufbau mobiler eBusiness- Anwendungen verlangen auf absehbare Zeit einen erhöhten Bedarf an qualifizierten IT- Arbeitskräften [laut WIFO- Schätzung mindestens 13.000].

Die Zahl der Absolventen von entsprechenden Studienrichtungen [dzt. rund 850 pro Jahr] kann mit der rasanten technologischen Entwicklung nicht standhalten. Bock: "Die

kurzfristige Bedarfsdeckung an IT Fachkräften ist durch das Inland allein

nicht möglich, daher muss man auch auf ausländische Experten zugreifen

können. Unternehmen müssen die Chancen am Markt dann wahrnehmen, wenn sie

sich bieten und nicht durch eine Regierung oder einen Regierungsteil aus

populistischen Gutdünken daran gehindert werden."

Ohne geht's nicht

Bock weiter: "Gerade in den IT- Branchen müssen österreichische Unternehmen rasch und unbürokratisch auch Zugang zu ausländischen Fachleuten aus Nicht-EU- Staaten haben, damit ihr Wachstumspotential realisiert und ihre Marktposition gestärkt werden kann. Ansonsten besteht die Gefahr, dass unser Land der technologischen Entwicklung hinterherlaufen wird. Dadurch werden Unternehmen und folglich Arbeitsplätze grob fahrlässig aufs Spiel gesetzt."

Drei gute Gründe

Bock betont, "dass es für Österreich von erheblichem Nachteil wäre, seine hervorragende Position im Verhältnis zu Osteuropa durch eine Abschottung gegenüber den EU- Beitrittskandidaten zu verspielen. Die positiven Effekte von ausländischen Fachkräften sind nicht von der Hand zu weisen. Dies betrifft erstens die Wichtigkeit ausländischer Fachkräfte für die Betreuung von ausländischen Märkten. Zweitens ist festzustellen, dass diese bei der Heimkehr häufig führende Positionen einnehmen und überproportional oft auf Produkte und Leistungen österreichischer Unternehmungen vertrauen, da sie deren Leistungsfähigkeit kennen. Drittens werden vor allem österreichische Arbeitsplätze geschaffen, da jede Fachkraft ein organisiertes Umfeld braucht. So schafft jede zusätzliche Fachkraft im Durchschnitt 2- 3 Arbeitsplätze, die durch Österreicher besetzt werden. Friedrich Bock abschließend: "All diese Fakten lassen einzig und alleine einen Schluss zu. Wer den Zuzug von Fachkräften aus Nicht EU- Ländern verhindert, verhindert auch österreichische Arbeitsplätze."