Zehn Millionen Dollar für Musiker
MP3.com hat sich im Urheberrechtsstreit mit dem Verband der amerikanischen Musikverleger [National Music Publishers Association] auf einen Kompromiss geeinigt.
In den kommenden drei Jahren will das Unternehmen jeweils bis zu zehn Millionen Dollar [11,73 Mio. Euro/161 Mio. ATS] Lizenzgebühren für mehr als eine Million Songs bezahlen, die Musikfans über den MyMP3.com-Internetdienst online von jedem Ort abhören können, teilte MP3.com gestern in San Diego mit.
"Diese Vereinbarung ist ein Riesenschritt für alle Verbraucher, die Musik hören wollen, die sie bereits gekauft haben", sagte MP3.com-Präsident Robin Richards.
MP3.com wird dazu Zehntausende von CDs
einkaufen und in eine Online-Datenbank stellen. Die Kunden von
MP3.com können dann über einen beliebigen Internet-Rechner auf Titel
aus diesem Pool zugreifen, wenn sie nachgewiesen haben, dass sie die
jeweilige CD besitzen. Dazu müssen sie einmalig die CD in ihren
Computer stecken und die Platte über das Internet bei MP3.com
freischalten.

MP3: Durch Tauschbörsen zu Riesenpopularität
Der Datenstandard MP3 war in Deutschland von einem Forscherteam am Erlanger Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen entwickelt worden.
Populär wurde MP3 duch den Austausch von Musiktiteln im Internet über Tauschbörsen wie Napster, Gnutella und MP3.com, nachdem die Musikindustrie das Verfahren jahrelang ignoriert hatte.
Da bei den vielen Tauschplätzen im Internet das Urheberrecht der Künstler nicht beachtet wird, geht die Musikindustrie in verschiedenen Verfahren gegen die beteiligten Firmen vor. Besondere Beachtung findet auch das Verfahren der US-Musikverleger gegen Napster, das noch nicht endgültig entschieden ist.
MP3.com hatte zuvor bereits einen Vergleich
mit vier der fünf großen Musikfirmen geschlossen, die das
Internet-Unternehmen verklagt hatten. Die Vergleiche mit der
amerikanischen Warner Music Group [Time Warner], BMG Entertainment
[Bertelsmann], der japanischen Sony Music und der britischen EMI
sollen MP3.com nach unbestätigten Branchenberichten pro Firma 20
Millionen Dollar kosten.

Rechtsstreit mit Universal unverändert offen
Der Rechtsstreit mit der Universal Music Group, der weltgrößten Musikfirma, ist dagegen noch nicht entschieden.
MP3.com muss dem Tochterunternehmen des kanadischen Unterhaltungs- und Getränkekonzerns Seagram möglicherweise bis zu 250 Millionen Dollar Entschädigung zahlen, nachdem ein US-Bezirksrichter im September in New York entschied, dass MP3.com "vorsätzlich" Urheberrechte verletzt hat.
Die genaue Entschädigungssumme soll im November festgelegt werden. Der Fall hat enorme Bedeutung für die Musik- und die Internetbranche.