15.10.2000

HINTERGRUND

Bildquelle: umts 2000

UMTS wird zum "Glücksspiel" für Telekoms

Kaum ein Jahr vor dem Start von UMTS in Europa breitet sich in den Reihen der Netzwerkbetreiber und ihrer Geldgeber und Zulieferer die Unsicherheit aus. Niemand weiß, auf was sich die Telekoms in Europa mit dem Unternehmen UMTS eingelassen haben.

Der englische "Economist" beispielsweise widmet dem Thema in seiner neuen Ausgabe die

Die Verunsicherung in den Reihen der europäischen Telekoms war auch in Barcelona spürbar, wo vom 11. bis 13. Oktober die Konferenz "UMTS 2000 - The next generation of mobile" stattfand, bei der hochrangige Vertreter der Telekom-Branche aus 48 Ländern zu einem intensiven Gedankenaustausch über UMTS zusammentrafen.

Mariann Unterluggauer hat die Konferenz besucht und berichtet exklusiv für die FuZo aus Barcelona:

"UMTS 2000", Barcelona 11. bis 13. Oktober

Nach drei Tagen Vortragsmarathon, weiss man eigentlich nicht vielmehr als früher, ausser man gibt sich mit der Feststellung zufrieden, dass das

Abenteuer kompliziert und für alle teuer wird.

Bei der Einführung von GSM verlangte der Staat keinen Schilling für die Frequenzen, bei UMTS zahlt man "selbst für frische Luft", beschwert sich Peter Cochrane, von der British Telecom im Vorfeld der Veranstaltung.

Daneben gibt es eine große Zahl an Patentlizenzen zu bezahlen. Wobei in vielen Fällen die Telcos scheinbar noch mit sich hadern, welche der Patente wirklich eine Investition in die Zukunft darstellen, und welche Morgen schon veraltert sein könnten. Obwohl manche Frequenzerwerber unter Zeitdruck stehen, geben sie sich derzeit wenig entscheidungsfreudig.

Zulieferer müssen zahlen

Dabei wird es auch für die Zulieferer immer wichtiger, einzuschätzen, welche Operator in zwei Jahren eigentlich noch auf den Markt sein werden und die Finanzierung der Infrastruktur bezahlen können.

Zum Aufbau der Netzwerke fordern manche der Lizenzeninhaber jetzt schon eine 150prozentige

Vorfinanzierung von den Zulieferern, sagt Alastair Macdonald, vom Telecommunications Finance Team, Dresdner Kleinwort Benson.

Kreditwürdigkeit der Unternehmen gefährdet

Dabei ist das noch die untere Grenze. Forderungen von 275 Prozent Vorfinanzierung seien auch schon vorgekommen. Die Operator müssen ihre Kassen wieder auffüllen, denn nach dem Netzwerk folgen die Investitionen für Applikationen und Content. Und kaum jemand kann derzeit noch bei den Banken Kredit aufnehmen ohne das die Kreditwürdigkeit des Unternehmens gefährdet sei, meint Mcdonald.

Bitte warten ...

Von den Regierungen, denen man in Vertägen unterschrieben hat, dass UMTS bereits nächstes Jahr auf dem Markt sein wird, erwarten die

Telekommunikationsunternehmer Geduld und Nachsicht.

Das jemand zur Kassa gebeten wird, weil ein Datum nicht eingehalten wurde, möchte sich in Barcelona niemand vorstellen. Auch von den Usern erwartet man sich Geduld.

Derzeit funktionieren noch nicht einmal die Zwischenlösungen. Es gibt noch immer Probleme mit den sogenannten WAP-Handies, als auch mit GPRS. In der Zwischenzeit tauchte auch noch eine neue Zwischenvariante auf: EDGE.

Bitte zahlen ...

Vorträge, in denen über Fragen wie Adressierung und Nummerierung, Intellectual Property Rights diskutiert wurde, waren auf der Konferenz in Barcelona am wenigsten beliebt und wurden kaum wahrgenommen.

Überfüllt waren die Vortragssäle dann, wenn es darum ging, wie man mit der dritten Generation drahtloser Kommunikation Geld verdienen kann.

Neue Billing Systeme werden Angeboten, mit denen User bis hin zu jeder gesendeten E-Mail zur Kassa gebeten werden könnten.