Behinderungen für Internet aus der Steckdose
Die deutschen Stromkonzerne stehen mit ihren Powerline-Aktivitäten in den Startlöchern. Der RWE- Vorstandsvorsitzende Dietmar Kuhnt hatte die neue Technologie, die unter anderem das Telefonieren und die Internet-Nutzung über das Stromnetz möglich machen soll, in dieser Woche noch als wichtige Innovation für das Kerngeschäft seines Konzerns bezeichnet.
Wie auch E.ON und EnBW will das Essener Unternehmen im Frühjahr 2001 das Geschäft mit Powerline Communications [PLC] beginnen. Doch die notwendige Frequenzzuteilung steht noch immer aus. Die Bochumer Powertec AG hat jetzt einen Chip vorgestellt, der das Frequenzproblem lösen soll. Bei der technisch schon lange machbaren Übertragung von Sprache und Daten über das Stromnetz gab es bisher die Schwierigkeit, dass ab einer bestimmten Leistung Funkdienste - etwa der Funkverkehr von Rettungsdiensten - oder auch empfindliche elektronische Geräte gestört werden können.
Wanted: Frequenzen
Verbindliche Grenzwerte für die erzeugten Störfeldstärken gibt es aber noch nicht. Die zuständige Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post [RegTP] konnte deshalb auch noch keine Frequenzen für die Powerline-Anwendungen endgültig vergeben. So viel scheint absehbar: Unmittelbar bevor steht eine Zuteilung und damit der Powerline-Start noch nicht. "Wir sind aber auf die Frequenzen angewiesen", betonte ein Sprecher der im Juni gegründeten RWE Powerline GmbH.
"Ein Quantensprung"
Sein Unternehmen hoffe immer noch, die Regulierungsbehörde werde dem Unternehmen bis Jahresende grünes Licht zumindest für Nordrhein-Westfalen geben. "Das wäre dann schon einmal ein wichtiger Anfang." Die Alternative der Powertec AG ist ein Chip, der auf Frequenzen innerhalb der zur Nutzung freigegebenen, so genannten Cenelec-Bandbreite [3 bis 148,5 Kilohertz] sendet. Für die PLC-Technik sei dies ein Quantensprung, behauptet das Unternehmen.
"... hören wir schon seit Jahren"
Zahlreiche Unternehmen hätten bereits Interesse signalisiert, einzelne Projekte gebe es mit RWE, DaimlerCrysler, Siemens und Ericsson. Große Kapazitäten hat das Unternehmen mit seinen derzeit 20 Mitarbeitern noch nicht. Für 2001 ist aber schon ein Umsatz von 50 Mill. DM (25,6 Mill. Euro/352 Mill. S) eingeplant, für 2002 sogar von 300 Mill. DM. Ob sich der Chip tatsächlich so schnell am Markt durchsetzt und sich Powerline wirklich so rasch zu einem "Milliardengeschäft" entwickelt, bleibt abzuwarten. Zumindest in der Regulierungsbehörde bleibt man skeptisch: Dass Unternehmen die unmittelbar bevorstehende Markteinführung von Powerline verkündeten, höre man schon seit Jahren.