Schnüffelprogramme erleben neuen Boom
Das Schnüffelprogramm "Spector" der Firma Spectorsoft hat im Laufe seines Produktzyklus eine überraschende Wende erfahren.
Ursprünglich war das Programm für Eltern gedacht, die kontrollieren wollten, was ihre Kids im Internet alles anstellen. Doch der große Erfolg für die Schnüffelsoftware Spector stellte sich erst ein, als betrogene Frauen und Ehemänner in den USA das Programm entdeckten.
Es zeichnet jeden Tastenklick auf, liest jede E-Mail und registriert in privaten Internet-Chatrooms Wort für Wort die Unterhaltungen. Nun boomt das Geschäft. Inzwischen entwickelt die Firma Spectorsoft bereits eine Version für den deutschsprachigen Raum.
Auf der Website der Firma, wo das Programm für knapp 70 USD [mehr als 1.000 ATS] zum Herunterladen angeboten wird, häufen sich die Danksagungen betrogener Männer und Frauen. "Durch Ihre Software kenne ich jetzt die ganze Wahrheit. Ich weiß, mit wem sie mich wann und wo betrog und wie sie mich darüber belog, was sie im Internet machte", bedankt sich ein Kunde. Eine Frau aus Seattle ist enthusiastisch: "Durch Spector habe ich erfahren, was für ein perverser Kerl mein Verlobter ist. Vielen Dank, dass Sie mich davor bewahrt haben, diesen Lump zu heiraten."

Der Chef von Spectorsoft, Doug Fowler, will noch vor Ende des Jahres eine deutschsprachige Website und eine deutsche Softwareversion anbieten. Bisher mache der Verkauf von Spector in Deutschland lediglich ein bis zwei Prozent des Umsatzes aus. Aber Deutschland sei als Hochtechnologieland für sein Unternehmen besonders interessant und er rechne mit einem großen Absatz.
In den USA hat Fowler im vergangenen Quartal bereits sieben Mal mehr als vor einem Jahr verkauft. Spector und andere Schnüffelprogramme warnen davor, die Software ohne das Wissen der anderen Familienmitglieder zu installieren. Gleichzeitig werden aber Tipps gegeben, wie auch Laien das Programm so auf den Computer laden können, dass selbst Experten Schwierigkeiten haben, die Software zu finden, und somit ahnungslos bleiben.
Viele Experten sind sich in ihrer Haltung gegenüber Spector und anderen ähnlichen Programmen unschlüssig. Klar sei lediglich, dass die bisherigen Abhörgesetze nicht für Schnüffelsoftware ausgelegt seien. Viele Experten warnen vor dieser neuen Form des privaten Lauschangriffs.
Simson Garfinkel, der ein Buch über die Gefahren für die Privatsphäre im Internetzeitalter geschrieben hat, sprach sich für eine nationale Gesetzgebung aus. Andere Experten vertreten die Auffassung, es bedürfe keiner neuen Gesetze. Betrogene Männer und Frauen hätten seit Jahrhunderten heimlich die Tagebücher und Briefe ihrer Ehepartner gelesen, und dies sei nur die moderne Version im Internetzeitalter.