30.09.2000

HINTERGRUND

Bildquelle: PhotoDisc

Infowar um das Atomlabor Los Alamos

Nachrichten von Pannen in Hochsicherheitsbereichen sind generell mit großer Vorsicht zu betrachten.

Da sie fast immer von involvierten Nachrichtendiensten stammen, dienen sie immer einem Zweck, der in sehr unterschiedlichem Verhältnis zum Nachrichtenwert selbst stehen kann.

Jene Angestellten aus den Labors von Los Alamos, die im Mai angeblich zwei Festplatten mit atomaren Geheimnissen verwurstelt hatten, sollen jedenfalls bestraft werden, befand die Untersuchungskommission - und machte dies in einer Aussendung am Freitag auch öffentlich.

Karrieren beendet

Während der Direktor von Los Alamos, John Browne bedauerte, dass ihn US-Gesetze daran hinderten, die Namen der Missetäter und deren mögliches Strafmaß zu nennen, kam die New York Times mit drei Namen heraus.

Neben einem Wissenschaftler namens Bradley A. Clark, der gefeuert werden soll, wurden Browne selbst und Stephen M Younger, der Direktor des Atomwaffenprogramms, als zu Disziplinierende genannt.

Die Karrieren aller drei im Dienst des Pentagon sind damit über kurz oder lang beendet, obwohl die Kommission kein Schadensausmaß festlegen konnte oder wollte.

Die Kampagne der Dienste

Offenbar geht es den Diensten ganz generell darum, den gesamten öffentlichen Dienst der USA zu äußerst restriktivem Umgang mit sensiblen Daten und mobilen Speichermedien anzuhalten.

Los Alamos, in dem die amerikanische Atombombe entstanden war, ist als nationales Symbol besonders gut geeignet, paradigmatisch auszusagen: "Wer die Sicherheitsregeln nicht ernst genug nimmt, wird nicht Karriere machen."

Es handelt sich um eine ganz ähnliche Kampagne wie jene, als britischen Geheimdienst-Mitarbeitern gleich mehrere Laptops hintereinander abhanden kamen. Alle Informationen darüber stammten aus Geheimdienst-Kreisen, dienten also einem bestimmten Zweck.

Geschwärzte Listen

Der neuseeländische Geheimdienstkenner Nicky Hager, hatte kürzlich bei einem Referat in Wien erzählt, wie er auf seine Klagen nach dem Freedom of Information Act vom Government Communications Security Bureau jahrelang fast vollständig eingeschwärzte Dokumente erhalten hatte.

Sehr viele seiner Erkenntnisse, sagte Hager zur FutureZone, seien auf Passagen in diesen Dokumenten zurückzuführen, die so unzureichend geschwärzt waren. dass man die Schrift entziffern konnte.