Risikoloser Handyeinsatz im Flugzeug
Für die einen ein Glücksfall, für andere
ein lästiges Übel: Klingelnde Mobiltelefone könnten bald auch zum Flugalltag gehören, wenn es nach dem britischen Unternehmen BAE Systems geht.
Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern entwickelte ein Sicherheitssystem, mit dem sich Handys risikolos auch während des Fluges benutzen lassen. Im Herbst sollen praktische Tests beginnen, spätestens im Herbst 2001 soll das System dann marktreif sein.
Bisher ist mobiles Telefonieren im Flieger wegen möglicher elektromagnetischer Störeffekte untersagt. Während ein BAE-Sprecher das "Cabincall" genannte Verfahren als Revolution bezeichnet, zeigen sich Fluggäste skeptisch. Sie fürchten um ihre liebe Ruhe an Bord.
Bei "Cabincall" wird eine kleine Mobilfunkzelle im Inneren des Jets montiert. Über diese Sendezelle könnten die tragbaren Geräte einfach an die weltumspannenden Mobilfunknetze "ankoppeln". Die Flugzeug-Crew kann die Zelle nach Bedarf an- oder ausschalten und somit bestimmen, wann die Passagiere telefonieren dürfen. Ruhezeiten beim Nachtflug oder während eines Kinofilms ließen sich problemlos einhalten. Auch während der Start- und Landephase oder in Notsituationen könne die Verbindung ganz einfach gekappt werden, erläutert das britische Unternehmen.
Bei befragten Passagieren hält sich die Begeisterung in Grenzen. "Ich bin geteilter Meinung", gesteht die 24-jährige Unternehmensberaterin Sorrel Newbery, die häufig geschäftlich unterwegs ist. "Einerseits würde es mich wirklich stören, wenn jeder sein Handy benutzen könnte, wie er will, andererseits ließe sich auf einem Flug viel Arbeit erledigen." Eine andere Reisende reagiert regelrecht empört: "Wenn es einen Ort gibt, wo sich Menschen weit entfernt und unerreichbar wähnen dürfen, dann ist es das Flugzeug."
Zurückhaltendes Feedback
Vodafone aus Großbritannien zeigt sich zurückhaltend. Solange
Rücksichtnahme vorherrsche, könnte das System für Geschäftsreisende
wohl interessant sein, urteilt das Unternehmen auf Anfrage.
"Diejenigen, die lange Strecken zurücklegen, verlieren bis zu zehn
Stunden Arbeitszeit", schätzt eine Vodafone-Sprecherin. "Aber wenn
die Leute ohne Unterbrechung schwatzen, kann das sehr schnell
unangenehm werden", räumt sie ein. Die Fluggesellschaften sehen die
Neuerung mit Interesse, aber ebenfalls zwiespältig. "Wenn wir das
System übernehmen sollten, würden wir sicherstellen, dass die
Apparate nur sehr leise klingeln können", versichert British
Airways. Durchsetzen könnte sich die Technik vielleicht in den
teureren Klassen, weil die Sitze dort "wie Kokons" abgeteilt seien
und mehr Privatsphäre böten, mutmaßt ein Sprecher.
