21.09.2000

NASTROWJE

Russische Hackerschule feiert Erfolge

In Russland feiert eine Hackerschule große Erfolge.

"Ein Hacker braucht als Erstes seinen Kopf, dann Zettel und Stift und zuletzt einen Computer", erklärt der 26-jährige Schul-Chef Ilja Wassiljew. Seit 1996 lehrt der Computerfreak mit wallendem Haar und Hippiebart höhere Programmiersprachen, Computertechnik - und wie man Viren schreibt und bekämpft. Seine Absolventen sollen als Systemadministratoren später Crackerangriffe abwehren können.

Viel wichtiger als die Computerausbildung ist dem Autodidakten deshalb, dass seine Schule keine Kriminellen züchtet. "Ein Hacker verbindet technisches Können mit hohen moralischen Werten", so der Lehrer. Wassiljew predigt seinen Schülern ein Mantra, das östliche Religion und den Hacker-Knigge aus jenen Tagen verbindet, als die Computergemeinde Russlands noch übersichtlich war. Heute ist der Virenhippie stolz darauf, dass bislang keiner seiner Absolventen straffällig geworden ist.

Zumindest bei den mittleren Semestern scheint das Konzept des Virengurus aufzugehen. Maxim Maljakschin [19] ist in der Hackerhierarchie der Wassiljew-Schule so weit aufgestiegen, dass er sich nun um seinen künftigen Arbeitsplatz kaum Gedanken machen muss. "Bald werde ich mir einen Job aussuchen können", sagt er selbstbewusst.

Und noch bietet der Moskauer Programmierermarkt ausreichend Stellen für "moralisches" Hacken. Doch ob Wassiljews Lehre gegen die Logik des Marktes standhält, bleibt abzuwarten. Zu befürchten steht, dass, sobald die Konkurrenz wächst, auch viele Wassiljew-Absolventen ihr Wissen meistbietend verkaufen. Die desolate russische Wirtschaft macht Moral zu einem teuren Luxus.