Iris-Scan bei Olympia
"Vielen Dank", sagt eine Stimme. Ein grünes Licht leuchtet auf, und das Drehkreuz öffnet sich. Tischtennis-Profi Jörg Roßkopf hat sein Gesicht vor einen kleinen Spiegel gehalten und betritt das Deutsche Haus in Sydney ohne lästige Fragen oder Kontrollen.
Er hat den Iris-Test bestanden. Erstmals werden bei Olympia die Mitglieder der deutschen Mannschaft an ihren Augen identifiziert.
"Jede Iris ist einmalig. Das Verfahren ist im Vergleich zu Fingerabdrücken oder Stimmen-Identifikationen, die man manipulieren kann, 100-prozentig sicher", sagt Hans-Jürgen Schreiber, Vizepräsident der amerikanischen Firma Eye-Ticket.
Mitte der 80er Jahre entdeckten Leonard Flom
und Aran Safir, dass die Iris des Menschen eindeutig und
unverwechselbar ist. Bereits nach einem Jahr ist sie voll
entwickelt. Sie kann zwar noch ihre Farbe verändern, aber nicht ihre
Struktur. Auch unterscheidet sich die Iris des linken und rechten
Auges. 1994 wurde das erste Produkt, das die Iris zur
Identifizierung verwendet, von John Daugman patentiert. Sowohl Aran
Safir als auch John Daugman arbeiten heute für eine amerikanische
Firma, die die meisten Patente rund um die Iris-Erkennung besitzt,
nämlich IriScan Inc. in New Jersey, USA.

Geht es nach Eye-Ticket-Präsident Jürgen Schreiber,
wird sich das System in wenigen Jahren in vielen Bereichen wie
etwa dem Bankenwesen durchsetzen: "Selbst die smarteste Smartcard
kann verloren gehen, aber die Augen hat man immer dabei." Auch
glasige Augen nach starkem Alkoholgenuss sollen das Ergebnis nicht
verfälschen.

Iris-Scan statt Fingerabdruck
Eye-Ticket strebt einen Vertrag mit dem IOC an. Bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City soll das System den Eingang in das Olympische Dorf kontrollieren.
Die Augen von Tischtennis-Profi Roßkopf und die der anderen Mitglieder des deutschen Olympia-Teams wurden vor dem Abflug bei der Einkleidung in Mainz fotografiert und im Computer registriert. "Wir haben sowohl das rechte als auch das linke Auge fotografiert. Jeder Mensch hat zwei unterschiedliche Iris", erklärt Schreiber.
"Die Handabdruck-Kontrolle in Atlanta hat mich aber auch überzeugt", lautet das Urteil von Jörg Roßkopf. "Zutritt verboten" hat die unsichtbare Stimme bei ihm noch nicht gesagt.
"Iris Access 2200" verfügt über Autofokus
und nimmt automatisch wahr, wenn eine Person vor der Kamera
steht. Eine künstliche Stimme dirigiert die Person notfalls in die
richtige Position. Während eine CCD-Kamera die Aufnahmen erledigt,
wird das Auge von LEDs beleuchtet. Für das menschliche Auge soll der
Scan nach Herstellerangaben vollkommen harmlos sein.

Bei erfolgreichem Abschluss des Olympia-Projektes
wollen Eye-Ticket und die Salzburger Firma Skidata künftig im Sport- und Eventbereich zusammenarbeiten. "Während andere Verfahren bereits über das Tragen von Handschuhen oder über verschwundene Schnurrbärte stolpern, funktioniert die Iris-Erkennung sogar beim Tragen von Sonnenbrillen", erklärt Bernhard Wiesinger von Skidata.
Das Unternehmen Skidata mit Sitz in Gartenau hatte 1999 einen Umsatz von mehr als einer Milliarde ATS vorzuweisen und ist unter anderem auf Zutrittssysteme für Skigebiete, Parkhäuser und Messeveranstalter spezialisiert.

Keine Chance bei Massenansturm
Um als Sicherheitssystem bei Grenzübertritten oder Kaufhäusern eingesetzt zu werden, muss diese Technologie aber noch um einiges weiterentwickelt werden. Nicht nur, dass das Auge relativ nah an die Kamera herangeführt werden muss, auch einen Massenansturm kann die Erkennungsstation nicht bewältigen.
Während an der Lösung dieses Problems gearbeitet wird, gehen die Diskussionen um 100-prozentige Sicherheit bei der Identifizierung bereits weiter. Schon seit einiger Zeit wird darüber spekuliert, welche Auswirkungen ein implementierter Chip auf die Menschheit haben könnte.
Trotzdem: Laut Gartner Group wird 2002 die Fingerprint-Technologie durch die Iris-Erkennung abgelöst werden.
Kritische Stimmen befürchten,
dass mit zunehmender Verbreitung der Iris-Erkennung der Aspekt
der Freiwilligkeit immer mehr in den Hintergrund treten könnte.
Analyse biometrischer "Sicherheitstechniken "
