20.09.2000

EYE-TICKET

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Iris-Scan bei Olympia

"Vielen Dank", sagt eine Stimme. Ein grünes Licht leuchtet auf, und das Drehkreuz öffnet sich. Tischtennis-Profi Jörg Roßkopf hat sein Gesicht vor einen kleinen Spiegel gehalten und betritt das Deutsche Haus in Sydney ohne lästige Fragen oder Kontrollen.

Er hat den Iris-Test bestanden. Erstmals werden bei Olympia die Mitglieder der deutschen Mannschaft an ihren Augen identifiziert.

"Jede Iris ist einmalig. Das Verfahren ist im Vergleich zu Fingerabdrücken oder Stimmen-Identifikationen, die man manipulieren kann, 100-prozentig sicher", sagt Hans-Jürgen Schreiber, Vizepräsident der amerikanischen Firma Eye-Ticket.

Iris-Scan statt Fingerabdruck

Eye-Ticket strebt einen Vertrag mit dem IOC an. Bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City soll das System den Eingang in das Olympische Dorf kontrollieren.

Die Augen von Tischtennis-Profi Roßkopf und die der anderen Mitglieder des deutschen Olympia-Teams wurden vor dem Abflug bei der Einkleidung in Mainz fotografiert und im Computer registriert. "Wir haben sowohl das rechte als auch das linke Auge fotografiert. Jeder Mensch hat zwei unterschiedliche Iris", erklärt Schreiber.

"Die Handabdruck-Kontrolle in Atlanta hat mich aber auch überzeugt", lautet das Urteil von Jörg Roßkopf. "Zutritt verboten" hat die unsichtbare Stimme bei ihm noch nicht gesagt.

Bei erfolgreichem Abschluss des Olympia-Projektes

wollen Eye-Ticket und die Salzburger Firma Skidata künftig im Sport- und Eventbereich zusammenarbeiten. "Während andere Verfahren bereits über das Tragen von Handschuhen oder über verschwundene Schnurrbärte stolpern, funktioniert die Iris-Erkennung sogar beim Tragen von Sonnenbrillen", erklärt Bernhard Wiesinger von Skidata.

Keine Chance bei Massenansturm

Um als Sicherheitssystem bei Grenzübertritten oder Kaufhäusern eingesetzt zu werden, muss diese Technologie aber noch um einiges weiterentwickelt werden. Nicht nur, dass das Auge relativ nah an die Kamera herangeführt werden muss, auch einen Massenansturm kann die Erkennungsstation nicht bewältigen.

Während an der Lösung dieses Problems gearbeitet wird, gehen die Diskussionen um 100-prozentige Sicherheit bei der Identifizierung bereits weiter. Schon seit einiger Zeit wird darüber spekuliert, welche Auswirkungen ein implementierter Chip auf die Menschheit haben könnte.

Trotzdem: Laut Gartner Group wird 2002 die Fingerprint-Technologie durch die Iris-Erkennung abgelöst werden.