MP3.com expandiert nach Europa
Noch heftig gebeutelt von den jüngsten Auseinandersetzungen rund um das US-amerikanische Copyright, wendet MP3.com seinen Blick jetzt gegen Osten und will seine Webservices nun auch in Deutsch, Französisch und Spanisch anbieten.
MP3.com-Boss Michael Robertson sagte in Paris, die Websites in den drei Sprachen sollen innerhalb eines Monats ihren Betrieb aufnehmen.
Zweifellos suchen bereits viele Europäer MP3.com auf, um dort unter anderem online Musik zu hören. Von der breiteren Auffächerung seines Angebots in verschiedene Sprachen erwartet sich Robertson vor allem auch, mehr User und mehr Künstlern ansprechen zu können.
"In den meisten Ländern machen Songs
in der eigenen Landessprache bis zu 50 Prozent der konsumierten
Musik aus", sagte Robertson im Gespräch mit Associated Press. "Wenn
mehr Franzosen zuhören, werden sie auch mehr französische Künstler
für die Zusammenarbeit gewinnen können."

Neue Investoren und bessere Performance
Inhaltlich werden sich die lokalisierten Versionen nicht wesentlich von der Original-Site unterscheiden. Bei verbesserter Performance werde man neben der Übersetzung auch dem jeweiligen Geschmack entgegenkommen, sagte Roberston.
Die europäischen Websites werden allerdings ohne das umstrittene Service "MyMP3.com" auskommen müssen, das MP3.com in heftige gerichtliche Auseinandersetzungen mit der US-Plattenindustrie geführt hat.
Roberston hielt sich Anfang dieser Woche in Europa auf, wo er Gespräche mit europäischen Investoren führte. Eine Schlüsselrolle dabei spiel Bernard Arnault, der Vorsitzende von Moet Hennessy Louis Vuitton, der über einen eigenen Internet-Investment-Fonds verfügt.
Wenn Internet-User nachweisen,
dass sie bestimmte Songs auch gekauft haben, ermöglicht MyMP3.com
das Anhören von Musikstücke, die auf dem Server des Unternehmens in
Kalifornien eingespielt sind. Das Service ist dafür gedacht, den
Zugriff auf die eigene CD-Sammlung auch unterwegs oder im Urlaub zu
gestatten, ohne die CDs dabeihaben zu müssen.

MyMP3.com bescherte Klagen und Publicity
Andererseits geriet MP3.com damit auch ins Visier der Plattenfirmen. Während mit vier Labels eine außergerichtliche Einigung gelang, scheiterten ensprechende Verhandlungen mit Universal Music.
Ein Richter verurteilte MP3.com zu 25.000 Dollar Strafe pro CD, was sich in Summe auf bis zu 250 Millionen Dollar summieren könnte. MP3.com hat unterdessen klargemacht, das es gegen das Urteil Berufung einlegen wird.
Der Fall wird deshalb aller Voraussicht nach erst vor dem Obersten Gerichtshof der USA entschieden werden.