ÖIAG verlangt Radikalkur für TA-Börsengang
Die Österreichische Industrieholding ÖIAG verlangt vom Vorstand der Telekom Austria AG [TA] eine "Radikalkur" im Jahr des für heurigen Herbst angepeilten Börsenganges.
Heuer soll Tabula rasa gemacht werden, indem alle Kosten für Restrukturierung, Reorganisation und Strategiewechsel in die Bilanz 2000 gepackt und damit künftige Bilanzen von Altlasten befreit werden, sagten die ÖIAG-Vorstände Rudolf Streicher als Generaldirektor und Johannes Ditz als dessen Stellvertreter am Freitag vor Journalisten.
Die TA werde dadurch heuer nach Steuern und außerordentlichen Aufwendungen nicht positiv abschließen.
Unterstützung durch Telecom Italia
Im Syndikatsvertrag [mit dem 25-Prozent-Partner Telecom Italia]
sei die Strategie bereits beschlossen worden, es gebe dazu keine
Divergenzen mehr, erklärte Ditz. In Telefongesprächen hätten ihm die
Verantwortlichen in Rom versichert, dass Telecom Italia alles tue,
um die Unterstützung des Initial Public Offering [Börsengang] der TA
sicherzustellen.

IPO in der zweiten Novemberhälfte
Für den Termin des Börsenganges kristallisiert sich die zweite Novemberhälfte heraus. Streicher, der betonte, sich "auf keinen Termin einzulassen", sprach von der Wahrscheinlichkeit, dass die Versteigerung der österreichischen UMTS-Lizenzen sicher abgeschlossen sein werde, bevor der Börsengang der TA beginnt.
Ditz bezeichnete es als interessant für Investoren, ein "Kurssteigerungspotenzial" zu kaufen, weshalb man zu den Investoren "mit einer sauberen Bilanz" gehen wolle.
Alle Unkenrufe, dass die TA-Aktie wenig Nachfrage zu erwarten habe, bezeichnete Ditz als "obsolet". Als besonders attraktiv nannte Ditz die hohe österreichische Verbreitungsrate in der Mobiltelefonie, wo Österreich nur hinter den skandinavischen Ländern liege und die Österreich als Wachstumsmarkt in der Telefonie ausweise.
Festnetz moderner als in DE und SUI
Dazu habe die TA ein "State-of-the-art-Network" im Festnetz, das
moderner sei als in Deutschland oder der Schweiz. Die Ursache hiefür
liegt im früheren Fernmeldeinvestitionsgesetz, nach dem vor der
Gewinnabschöpfung durch den Finanzminister jährlich ein bestimmter
Prozentsatz der kameralistischen Post-Überschüsse in das Telekomnetz
investiert werden musste. Neben dem Festnetz habe die TA auch die
zwei "Zukunfts-Geschäftsfelder" Mobilkom und die Internet-Tochter
jet2web.


Bisher haben 83.000 ihr Ticket
Vom Telekom-Ticket, das seit Wochen intensiv beworben wird, sind derzeit rund 83.000 Tickets [gratis und unverbindlich] bei den Interessenten "platziert" worden.
Das sei immerhin mehr als zwei Mal so viel, wie die größte Publikumsgesellschaft in Österreich, die Bank Austria, Aktionäre habe. Wenn das Angebot attraktiv sei, werde die TA-Aktie vom Publikum sicher angenommen, zeigte sich Ditz überzeugt.
Lasst tausend Tickets blühen
Eine Konkurrenzierung durch andere Börsengänge im heurigen Jahr
[es sind mehrere Börsenplatzierungen in Wien geplant, wie Andritz,
Erste Bank, Head und Technologiewerte wie AI Informatics und MCN]
sieht Ditz nicht. "Die Dinge werden nebeneinander Platz haben."
