Zensur kurios bei MP3.com
Joseph Weckers Lied über den binären DeCSS-Code war nicht eben ein Hit. Aber dass ihn MP3.com aus dem Programm gestrichen hat, damit ist er trotzdem nicht einverstanden.
Die Ursache ist auch weniger im musikalischen Bereich zu suchen. Das Problem liegt vielmehr darin, dass Wecker im Liedtext den Code des Programms DeCSS deklamiert. Die Verbreitung dieses Programms aber ist verboten, da DeCSS unter anderem den Ländercode und andere "Schutzmechanismen" von DVDs deaktiviert.
"Wir haben hier schon einen Präzedenzfall in Gestalt von 2600.com. Wir haben das Lied im Interesse aller Beteiligten entfernt", sagte ein Sprecher von MP3.com.
Die US-amerikanische Filmindustrie
versucht in Gestalt der MPAA [Motion Picture Association of
America] die Verbreitung von DeCSS zu verhindern und begründet das
damit, DeCSS wäre ein Hack der DVD-Verschlüsselung, der auf die
Herstellung und Verbreitung illegaler Kopien zielt. Ein New Yorker
Richter hatte erst vor einem Monat dem Betreiber der Website
2600.com untersagt, den DeCSS-Code zu veröffentlichen.

Weckers Song "DeCSS.mp3" ist für die einen ein Beispiel experimenteller Software-Enwicklung, die zum Ziel hatte, einen DVD-Player für Linux zu programmieren.
Die US-Filmindustrie hingegen sieht in DeCSS eine Cruise-Missile, die auf das Herz von Hollywood zielt.
"Jetzt gehen sie entschieden zu weit", meint Wecker. "Es ist illegal, ein urheberrechtlich geschütztes Gedicht in Kopien zu vervielfältigen. Aber hier geht es darum zu verbieten, dass man beschreiben darf, wie ein Kopierer funktioniert."
Ebenso wurde der Abdruck des Codes auf T-Shirts unlängst verboten.
Doch MP3.com
hat in Sachen Copyright wohl schon genug Probleme. Erst vor
wenigen Tagen hatte ein US-Gericht MP3.com der Copyright-Verletzung
für schuldig befunden und zur Zahlung von über 150 Millionen Dollar
an Universal-Music verurteilt.
