Illegale Bilder im Netz aufspüren
Die Kasseler Firma Cobion [bis vor kurzem Only Solutions] hat vor einigen Wochen erstmals Furore mit dem Auffinden von 50.000 Hakenkreuz-Abbildungen im Netz gemacht.
Das Geschäft Cobions ist allerdings nicht das Auffinden von potenziellen Strafrechtsverstößen im Netz, sondern das von illegal kopierten Bildern oder Marken-Logos.
Zwar verrät Cobion nicht sehr viel über die zu Grunde liegende Technologie. Doch das Geschäft boomt offenbar und soll richtig lukrativ werden, wenn illegale Kopien von Filmen zukünftig die Filmindustrie ähnlich wie jetzt die Musikbranche in Aufregung versetzen.

Breitbandkosten
Die drei Firmengründer aus Kassel beschäftigen inzwischen nach eigenen Angaben in Kassel und San Francisco 50 Mitarbeiter, die angeblich täglich 50 Millionen Abbildungen untersuchen.
Allein für den Netzzugang zahlt das Unternehmen demnach monatlich rund 50.000 Euro.
"Wir können gucken, ob sich auf einer Internet-Seite von den Fidschiinseln ein Foto von Fußballern mit Sporthemden einer bestimmten Marke befindet", sagt der Geschäftsführer von Cobion, Jörg Lamprecht.
"Pixel für Pixel" vergleichen seine Rechner angeblich alle Abbildungen im Netz mit dem gesuchten Objekt. Dabei würden zunächst Bilder aussortiert, in denen Symbole der gesuchten Farbe und Form vorkommen. Die gewünschte Treffergenauigkeit sei dabei variabel.
Bei der Suche nach einem Markenzeichen etwa können auch stark ähnelnde Symbole selektiert werden.

Wettrennen
"Wir hatten den Wunsch, eine Software zu entwickeln, die nicht nach Text, sondern nach Bildern sucht", sagt Lamprecht.
Mit zwei Studienkollegen bastelte er an der Kasseler Universität an Computerprogrammen, die ähnlich arbeiten wie das Gehirn. "Wir wollten Computer sehen lassen."
Die drei rühmen sich der Entwicklung der weltweit ersten Software zur Bilderkennung, die die Leistung des Gehirns beim Sehen kopiert.
Sollten die Angaben Cobions stimmen, hätte die Firma allerdings einen deutlichen Vorsprung vor der internationalen Konkurrenz: Erst im August haben australische Wissenschaftler angeblich erstmals die menschliche Farbwahrnehmung simuliert.
Mit der ersten Cobion-Software ließ sich beim Abfüllen von Flaschen prüfen, ob das Haltbarkeitsdatum an der richtigen Stelle aufgedruckt war. Eine weitere Anwendung wurde in der Bio-Medizin zum Zählen und Vergleichen von Krebszellen eingesetzt.

Olympischer Markenschutz
In Zukunft soll die Cobion-Software auch zum Analysieren bewegter Bilder genutzt werden.
"Mit so einer Technik ist es denkbar, in Filmen nach einem bestimmten Schauspieler zu suchen", lobt Michael Schacht, der sich bei der Bertelsmann Broadband Group in Hamburg mit der Entwicklung interaktiven Fernsehens beschäftigt, Cobion.
Er schränkt allerdings ein, dass diese Anwendung "vorläufig noch Zukunftsmusik ist".
Der nächste Cobion-Einsatz zum Auffinden von illegal verwendeten Bildern findet auf jeden Fall bei den Olympischen Spielen statt, wenn Sponsoren nach ihren Logos fahnden werden.