Land der Online-Zocker, zukunftsreich
Ein immenses Wachstum steht dem Wertpapierhandel im Internet in den kommenden Jahren europaweit bevor. Österreich liegt dabei mit einer geschätzten Wachstumsrate von 83 Prozent jährlich [1999 bis 2003] nur hinter der Schweiz und Italien [97 bzw. 92 Prozent]. Das geht aus aktuellen Zahlen von Forrester Research hervor.
Christian Imo, Geschäftsführer des Software-Entwicklers ex-it und Ex-Vorstand der Wiener Börse AG, sieht Europa "am Beginn des Massengeschäftes", sagte er am Dienstag im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach. Damit hinke Europa zwei bis drei Jahre hinter den USA hinterher.
Mit durchschnittlich 30 Transaktionen jährlich könne der breite Markt zwar vom Volumen nicht mit den aktiven Tradern mithalten, doch "in zwei Jahren läuft auch in Österreich der Finanzmarkt über das Netz", so Imo. 2003 werden in Österreich knapp 500.000 Online-Depots existieren, derzeit ist diese Zahl höchstens fünfstellig.
Erträge aus Wertpapieren boomen
Auch die Erträge aus dem Wertpapiergeschäft im Internet boomen:
In den USA sind derzeit 1.111 Milliarden Dollar [1,2 Billionen Euro]
in dieser Form veranlagt, allein die Provisionen sollen sich heuer
auf 15,9 Mrd. Dollar belaufen. In den USA wird heute bereits rund
die Hälfte aller Börsentransaktionen über das Internet abgewickelt,
rund 1,3 Mill. "Trades" täglich.

Mobiles Banking
Dem Mobiltelefon wurde in diesem Zusammenhang ["M-Banking"] eine große Zukunft vorausgesagt. Wobei noch offen sei, "wer bei diesem Machtpoker das große Geld machen wird, die Handy-Betreiber oder die Banken. Die Entscheidung ist abhängig vom technischen Konzept und wird demnächst fallen", sagte Professor Dieter Bartmann, Ordinarius für Wirtschaftsinformatik an der Uni Regensburg.
Der Zwang zur Konzentration aus Kostengründen sei im Internet noch größer als im "realen" Bankgeschäft. Bartmann: "Durch Verdopplung der Kundenzahl können zehn bis 15 Prozent der Kosten gespart werden."
Fusionswelle bei E-Banken erwartet
Im Internet sei das Einsparungspotenzial etwa doppelt so groß.
Daher werde es in den nächsten Jahren zu einer massiven
Konzentrationswelle bei "E-Banken" kommen. Strategische
Partnerschaften hätten sich nicht als sonderlich stabil erwiesen,
zielführender sei es, sich jemanden zu kaufen.

Jeder dritte User potenzieller Zocker in DE
Jeder dritte Internet-Nutzer interessiert sich laut einer Umfrage von NetValue für aktuelle Börsenkurse. Bei der Verweildauer auf einer Website stehen der Studie zufolge Börsen-Sites an erster Stelle.
So liege die Börsen-Site wallstreetonline.de mit durchschnittlich 92 Minuten noch vor dem Internet-Angebot von America Online. Unter den zehn Websites, auf denen die meiste Zeit verbracht wird, liegen auch die Online-Broker Comdirect, Consors und die Direkt Anlagebank.