28.08.2000

ARTCORE

Bildquelle: natasha merritt

Natacha Merritts "Digitale Tagebücher"

Natacha Merritt bezeichnet sich selbst kokett als "Digital Girly". Und tatsächlich wäre ihre Karriere ohne digitale Fototechnik und Internet nicht vorstelllbar.

Vor vier Jahren begann die heute 22-jährige Amerikanerin ihre sexuellen Begegnungen und Erfahrungen mit einer Digitalkamera zu dokumentieren.

Sie entwickelte dabei ihren eigenen Arbeitsstil: Statt mit Selbstauslöser arbeitet sie zumeist mit ausgestreckter Hand. Auf diese Weise erforscht sie ihren Körper und die Sichtweisen, wie ihr Körper von außen, das heißt: von anderen gesehen wird.

Merritt lotet mit ihren Porträts die Grenzen zwischen Natürlichkeit und Pose, Fotokunst und Pornografie aus. An die Stelle von Kunsttheorie und fototechnischem Wissen setzt sie praktische Erfahrung.

Bewunderer loben diesen unbeschwerten Zugang Merritts bei der Darstellung von Körperlichkeit und Sexualität: Ihre Fotos würden roh, amateurhaft und ungekünstelt wirken, zugleich aber eine starke künstlerische Kraft besitzen.

Öffentlichkeit und Intimität

Merritts fotografisches Gesamtwerk umfasst heute Abertausende von Fotos und Schnappschüssen. Den Tagebuchcharakter ihrer Arbeit unterstreicht Merritt, indem sie ihre Fotos laufend im Web publiziert.

Übers Internet ist auch der bekannte New Yorker Fetisch-Fotograf Eric Kroll auf Merritt aufmerksam geworden. Nach einer elektronischen Kontaktaufnahme hat Kroll die Amateurfotografin persönlich kennen gelernt und sie in der Folge auch seinem Verleger Benedikt Taschen vorgestellt.

Das Resultat dieser Begegnung ist der Fotoband "Digital Diaries", der vor kurzem im "Taschen Verlag" erschienen ist. Neben einer Auswahl aus Merritts fotografischem Werk beinhaltet das Buch auch Auszüge aus ihren Aufzeichnungen und ihrer E-Mail-Korrespondenz.