25.08.2000

RÄTSELHAFT

Bildquelle: fuzo

T-Online-Chef zurückgetreten

Der Vorstandschef von T-Online, Wolfgang Keuntje, ist heute überraschend von seinem Posten zurückgetreten.

Keuntje verlasse das Unternehmen mit sofortiger Wirkung auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen, teilte die auf dem Frankfurter Neuen Markt notierte Telekom-Tochter dazu heute in einer Pflichtveröffentlichung mit.

Händler und Analysten sagten in ersten Stellungnahmen, die Umstände des Rücktritts deuteten darauf hin, dass das Ausscheiden Keuntjes möglicherweise auf berufliche Resignation, geschäftliche Differenzen oder Verfehlungen zurückzuführen sei.

Kurzer Brief zum schnellen Abgang

In einer schriftlichen Mitteilung der Deutschen Telekom hieß es zu dem Rücktritt, Keuntje habe maßgeblich

Überraschung und Spekulationen bei Analysten

In Branchenkreisen wurde der Rücktritt Keuntjes knapp mit den Worten "sehr überraschend" kommentiert. Auch Analysten und Händler konnten über die genauen Beweggründe für den Rücktritt Keuntjes nur spekulieren.

Der Schritt mit sofortiger Wirkung lasse auf Kontroversen mit Ron Sommer, dem Vorstandsvorsitzenden der Muttergesellschaft Deutsche Telekom, schließen, sagten die Analysten. Die Ad-hoc-Meldung enthalte keine Dankeszeile, das sei als Indiz zu werten.

"Das ist keine gute Nachricht", kommentierte Morton Andersen, Internetanalyst bei der Deutschen Bank in London. "Keuntje ist eine glaubwürdige Person, hat den Markt gut verstanden und T-Online in die richtige Richtung gelenkt."

Analyst Christoph Vogt von M.M. Warburg in Hamburg betonte, es sei zu früh, um über eine strategische Neuausrichtung von T-Online zu spekulieren. Vogt glaubt, Ron Sommer sei mit dem Tempo der Internationalisierung des Providers nicht zufrieden gewesen.

Die kommissarische Leitung von T-Online, die in der kommenden Woche ihre Halbjahreszahlen vorlegen wollen, soll Detlev Buchal, Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom für Produktmarketing, übernehmen.