Bertelsmann mit Musik-Downloads
Die Bertelsmann-Gruppe will mit dem Angebot von gebührenpflichtigen Musik-Downloads aus dem Internet den Kampf gegen die Musikpiraterie aufnehmen. Über die Homepage "www.musicdownload24.de" könnten ab Mitte September aktuelle Musiktitel gegen Gebühr einmalig gehört oder heruntergeladen werden, so der Chef der BMG Entertainment Deutschland, Thomas M. Stein.
Für das einmalige Hören eines Titels will die BMG 29 Pfennig berechnen, das dauerhafte Nutzungsrecht eines Songs von der Festplatte solle je nach Aktualität zwischen 2,99 und 4,99 Mark [2,55 Euro/35,11 ATS] kosten. Bis zu 300 Titel sollen dem Nutzer in der dreimonatigen Projektphase angeboten werden. Partner des Projektes "musikdownload24" sind neben der BMG Entertainment die beiden Bertelsmann-Unternehmen Digital World Services und Lycos Europe. Das Internet-Portal Lycos stellt den Mediaplayer Sonique, der bisher nur in den USA vertrieben wird, zur Verfügung. Das in New York ansässige Bertelsmann-Unternehmen Digital World Services stellt als technischer Dienstleister das Verschlüsselungs-Verfahren zur Verfügung. Mit dem Verfahren ließen sich neben Musikstücken auch sämtliche Texte, Videos und künftig auch interaktive Medien wie Software oder Spiele ver- und entschlüsseln, sagt der Chief Executive Officer von Digital World Services, Johann Butting. Das Projekt sei so angelegt, dass ein Brennen der erworbenen Musiktitel auf eine Audio-CD technisch nicht möglich sei. So werde eine illegale Vervielfältigung unterbunden. In den USA brauche man "in guten Netzwerken" für das Herunterladen und Speichern auf der Festplatte eines vierminütigen Musiktitels etwa vier Minuten, sagte Butting. In Deutschland müssten die Nutzer wegen der schlechteren Netzinfrastruktur etwa doppelt so lange warten, bis der Titel aus dem Internet in den heimischen Rechner übertragen sei.

Die führenden Plattenfirmen seien sich, so Stein, einig, dieses zunächst auf BMG-Künstler beschränkte Angebot "in relativ naher Zukunft" firmenübergreifend ausbauen zu wollen. Unter Hinweis auf die Software des amerikanischen Unternehmens Napster, die den kostenlosen Tausch von Musiktiteln über das Internet ermöglicht,
sagte Stein: "Natürlich stehen wir hier in Wettbewerb mit Dieben. Doch wenn wir die Urheberrechte der Künstler nicht akzeptieren, müssen wir auch kein Patent mehr anmelden."
Die Tatsache, dass dieselben Lieder auch illegal kostenlos im Netz zu bekommen seien, dürfe nicht zur Lethargie bei der Musikindustrie führen. In "fünf bis zehn Jahren" könne Musik aus dem Internet für die Plattenindustrie zu einer "sehr erklecklichen Einnahmequelle werden".
Während das Internet als Vertriebsweg heute in Deutschland mit einem Umsatzanteil von 3,4 Prozent zu Buche schlage, prophezeite Stein für das Jahr 2005, dass Musik-Downloads aus dem Netz einen Anteil von 50 Prozent neben den traditionellen Tonträgern einnehmen könnten. "In spätestens einem Jahr werden wir Musik im Netz anbieten, die die gleiche, wenn nicht eine bessere Qualität hat als eine CD", kündigte Stein an.