Die schwierige Finanzierung der Lizenzen
Müssten die deutschen Bundesbürger direkt und nicht die Telefonkonzerne die UMTS-Lizenzen bezahlen, käme vom Säugling bis zur Großmutter auf jeden eine Rechnung von rund 600 Euro zu.
Börsianer, Analysten und Rating-Agenturen als Wächter über Kreditwürdigkeit und Potenzial von Firmen sehen die Mainzer UMTS-Auktion wegen dieser Dimensionen zunehmend skeptisch. Nicht wenige Finanzexperten sind der Meinung, dass die Lizenzen zu teuer erkauft wurden.
Konsequenterweise haben an den Börsen die beteiligten Mobilfunkfirmen beziehungsweise deren Konzernmütter in den letzten Tagen teilweise starke Einbußen erlitten.
Seit sich die Hoffnungen zerschlagen haben, die sechs Bieter könnten sich bei einem noch verschmerzbaren Preisniveau zwischen 80 und 90 Milliarden Mark einigen, sacken die Aktienkurse ab. So lotet die Deutsche Telekom, deren Aktie im Frühjahr noch über 100 Euro gestanden war, Tiefen um die 45 Euro aus. Auch der Kurs des mit France Telecom verbündeten Konkurrenten MobilCom fiel deutlich.

Anleihenmarkt gesättigt
Spiegelbildlich zu den Börsennotierungen steigen die Renditen der auf dem Rentenmarkt notierten Anleihen von Telefonfirmen.
Experten erwarten eine Flut neuer Anleihen, da die Überweisung der Lizenzmilliarden an die Bundeskasse innerhalb von zehn Tagen geschehen muss.
"Das gibt ein schönes Gedränge auf einem ohnehin schon satten Markt", prognostiziert Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert. Um Anleger anzuziehen, müssen die Konzerne hohe Zinsversprechen leisten.
Schon jetzt liegen die Renditen der Telekom-Bonds gut einen Prozentpunkt über jenen von Bundesanleihen.
Downgrading
Viel Gewicht dürften auch die Urteile internationaler Rating-Agenturen wie Standard & Poor's oder Moody's auf die Finanzierungs-Konditionen der UMTS-Lizenzen haben.
S&P stellte bereits klar, dass die meisten Auktionsteilnehmer herabgestuft werden, sobald in Mainz der Hammer fällt - für mindestens zwei bis drei Jahre. Eine schlechtere Bewertung hätte für die Konzerne wiederum höhere Zinsen für Kredite und Anleihen zur Folge.

Zinsängste
Schon am Dienstag hatte BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel
[Bundesverband der Deutschen Industrie] wegen der Rekordgebote
Belastungen für die Kapitalmärkte bis hin zu einer leichten Tendenz
zur Zinserhöhung ausgemacht.
