Trubel rund um UMTS-Auktion
Bei der Auktion der deutschen UMTS-Mobilfunklizenzen haben die sechs verbliebenden Bieter heute keine Schwäche gezeigt und die Höchstgebote über die 90-Milliarden-Grenze gedrückt.
Nach 160 Bieterrunden summierten sich die Offerten auf 91,8 Milliarden Mark [46,9 Mrd. Euro]. Die Branchenführer Mannesmann Mobilfunk und T-Mobil lagen im Laufe des Tages mehrfach mit Geboten für eine "große" Lizenz aus drei Frequenzpaketen in Führung. Die übrigen Bieter - e-plus Hutchison, VIAG Interkom, Group 3G aus Telefonica und Sonera sowie MobilCom/France Telecom - tauchten mit Höchstgeboten für "kleine" Lizenzen aus je zwei Paketen auf.
Geheim oder nicht
Beobachter spekulieren indessen, ob in den Geboten "geheime
Signale" über Strategien enthalten seien.

Ist's die 5 oder die 6
Das Magazin "Tele-Börse" und die "Süddeutsche Zeitung" berichteten, die Bieter gäben einander bei der Versteigerung offenkundig "geheime Signale". Das sei bereits bei der britischen UMTS-Auktion im April beobachtet worden und wiederhole sich jetzt augenscheinlich im Kräftemessen zwischen den beiden Branchengrößen Mannesmann Mobilfunk und T-Mobil.
Statt den Mindestbetrag aufzustocken, sei Mannesmann Mobilfunk in mehreren Runden um einige hunderttausend Mark höher gegangen, um das Gebot mit einer Sechs enden zu lassen, bemerkten die Blätter. Dies habe signalisieren sollen, der Konzern könne sich eine Lösung mit sechs "kleinen" Lizenzen vorstellen, bei der alle Bieter mit zwei Frequenzblöcken zum Zuge kämen. T-Mobil habe das "Friedensangebot" aber jedes Mal ausgeschlagen und durch Gebote mit der Endziffer fünf zu verstehen gegeben, dass eine "große Lizenz" aus drei Blöcken angestrebt werde, was nur fünf Bieter zum Zuge kommen ließe.
Keine Gnade für UMTS-Bieter
Das Magazin "Focus Money" berichtete am Mittwoch vorab aus seiner neuen Ausgabe, der UMTS-Poker dürfte für die teilnehmenden Firmen ein teures Nachspiel haben. Ratingagenturen wollten fast alle Bieter nach dem Ende der deutschen Auktion herabstufen. Eine schlechtere Bewertung von Bonität und Kurspotenzial hätte für die Konzerne vor allem höhere Zinsen für Kredite und Anleihen zur Folge.
Schluss mit lustig
Der Deutsche Gewerkschaftsbund [DGB] forderte unterdessen einen "endgültigen Schluss der Begehrlichkeitsdebatte um die UMTS-Milliarden". Er verwies Verbände und Politiker in die Schranken, die stetig neue Vorschläge für die Verwendung der UMTS-Erlöse hervorbringen. DGB-Vorstandsmitglied Heinz Putzhammer erklärte in Berlin, wer wie einige Unternehmerverbände einerseits unermüdlich einen Abbau der Staatsschulden fordere, aber andererseits jeden Versuch dazu mit eigennützigen Forderungen verbaue, erwecke "erhebliche Zweifel an seinem Willen zur politischen Mitgestaltung".
Der Deutsche Verband für Post und Telekommunikation trat Vorstellungen entgegen, dass die jetzigen Handy-Nutzer die Last der hohen UMTS-Kosten tragen müssten. Es sei im Gegenteil davon auszugehen, "dass die Kosten runtergehen werden", sagte dessen Vorstandsvorsitzender Manfred Herresthal dem Saarländischen Rundfunk. Deutschland habe derzeit im Vergleich zu anderen Ländern "viel zu hohe Gebühren", betonte er. Deshalb könnten in den nächsten Jahren sinkende Handy-Kosten erwartet werden. Die Einführung des UMTS-Netzes stehe dagegen frühestens 2003 an.