E-Mail-Überwachungssystem in der Defensive
Das E-Mail-Überwachungssystems "Carnivore" [Fleischfresser] der US-Bundespolizei FBI soll von kritischen Wissenschaftern überprüft werden.
Mit dieser Anordnung reagiert das Justizministerium auf Kritik von Bürgerrechtsgruppen, die eine Offenlegung des Programmcodes verlangen.
Was Carnivore alles frisst
Der "Carnivore" dockt über eine Schnittstelle direkt im Netzwerk
eines Internet-Providers an. Weil TCP/IP Netzwerke - ganz anders als
die "Circuit Switched Networks" der Sprachtelefonie, wo jede Leitung
direkt einem Teilnehmer zuzuordnen ist - die Datenpakete sehr vieler
Kunden jeweils in eine Leitung "einschlichten", muss der Carnivore
den gesamte Verkehr analysieren und indizieren. Nur so können die
Daten einer einzigen zu überwachenden Person ausgefiltert und
gespeichert werden. Zuletzt hatte das Electronic Privacy Information
Center [EPIC] in einer einstweiligen Verfügung erreicht, dass das
FBI die Anfragen, zu denen die Behörde bisher geschwiegen hatte,
innerhalb von zehn Tagen beantworten muss.

Justizministerin Janet Reno kündigte an, mit der Untersuchung werde eine renommierte Universität betraut, die Zugang zu allen benötigten Informationen erhalten werde.
Dazu soll auch der Programmcode gehören. Auch Datenschützer, Rechtsexperten und Polizisten werden um eine Stellungnahme gebeten. Der Bericht soll bis 1. Dezember vorliegen.