15.08.2000

GAMBLER

Bildquelle: waldt

UMTS-Poker wird leichtsinnig

Die Gebote bei der deutschen UMTS-Auktion haben heute die obere Grenze der Erwartungen der meisten Analysten durchbrochen, sie stehen nach 150. Runden jetzt bei 43,8 Milliarden Euro [85,6619 Mrd. DM].

Ungeachtet des am zwölften Versteigerungstages verlangsamten Auktionstempos haben das Bieterkonsortium E-Plus Hutchison und die MobilCom AG wie zuvor schon Viag Interkom den Kampf um eine Lizenz mit großer Ausstattung aufgegeben und bieten nur noch um eine Lizenz mit zwei Frequenzblöcken.

Die Höhe der Auktionsgebote rechtfertige das Verdrängen von möglichen künftigen Konkurrenten auf dem UMTS-Markt nicht mehr, teilte ein Sprecher von E-Plus mit.

Das 3G-Konsortium, das kurzfristig ein ungültiges Angebot abgegeben hatte und dadurch Ängste um ein Ende der Auktion geschürt hatte, ist nun wieder im Rennen. Die Auktion dürfte nun weiter am Leben erhalten werden.

Börsen bleiben bislang gelassen

Mit dem heutigen Zwischenstand hat die Auktion bereits höhere Gebote erbracht als die britische UMTS-Versteigerung im April, bei der die Käufer zu heutigen Wechselkursen rund 37 Milliarden Euro für die Lizenzen gezahlt hatten.

An den Aktienmärkten kam es indes noch nicht zu erwarteten Kurseinbußen bei den Bietern.

Diese waren allgemein erwartet worden, da die unsicheren Gewinnausssichten mit UMTS-Anwendungen inzwischen als Binsenweisheit von allen Analytsen und Medien gehandelt werden.

Für heute ist die Auktion soweit beendet, morgen früh acht Uhr wird sie fortgesetzt.

Zur Kasse

Erfolgreiche Bieter müssen zehn Tage nach dem Ende der Auktion die fällige Summe begleichen. Zur Finanzierung der Lizenzen planen zumindest einige der Bieter die Begebung von Anleihen in Milliardenhöhe.

Experten fürchten, dass die Anleihemärkte die vielen großen Neuemissionen nicht verkraften, und dass es daher zu einem Kursverfall kommt.

Gerade am europäischen Markt für Unternehmensanleihen, der im Gegensatz zu dem in den USA noch nicht voll entwickelt ist, gilt die Aufnahmefähigkeit für neue Papiere als begrenzt.

Um diesen Markt nicht mit einem Überangebot neuer Papiere zu überschwemmen und damit Kurseinbußen und Renditeaufschläge zu riskieren, wird davon ausgegangen, dass viele Emittenten ihre Papiere in Dollar begeben und an den ungleich aufnahmefähigeren US-Markt gehen werden.

Aber auch dort kann ein zu großes Angebot zu Kursrückgängen führen. Bereits in der vergangene Woche hatten die Kurse von Telekommunikationsanleihen in Erwartung der Neuemissionen nachgegeben.

Erste Emissionen sind bereits angekündigt, über weitere wird spekuliert. "Wir erwarten von September bis Dezember einen signifikanten Anstieg bei der Emission von Telekommunikations-Anleihen", sagte Gary Jenkins, Chef der Kredit-Analyse bei Barclays Capital. "Das lässt natürlich Schlüsse auf die Preisentwicklung zu." Ein Überangebot von Anleihen drückt die Kurse am Markt. Um für Anleger dennoch attraktiv zu sein, müssen die Unternehmen ihre Papiere mit hohen Zinsen ausstatten, was ihre Finanzierung zusätzlich verteuert.

Zinsängste

Auch BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel [Bundesverband der Deutschen Industrie] sieht wegen der Rekordgebote Belastungen für die Kapitalmärkte bis hin zu einer leichten Tendenz zur Zinserhöhung.

Im Südwestrundfunk sagte Henkel heute, angesichts der hohen Gebote bei der Versteigerung habe er auch ein gewisses Unbehagen, "denn irgendeiner muss es ja bezahlen".

Gerangel um Erlöse

Mehrere deustche Bundesländer erneuerten inzischen ihre Forderungen, an den UMTS-Einnahmen beteiligt zu werden. Der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel [CDU] erklärte in Stuttgart, die Versteigerungserlöse seien Einnahmen, die bei der Mehrwertsteuer-Verteilung zwischen Bund und Ländern berücksichtigt werden müssten. Daraus ergäben sich zwingende Gründe für eine Länderbeteiligung.

Auswirkungen auf Österreich

Neben den stark belasteten Finanzmärkten nach dem Ende der deutschen Auktion könnte auch die Verschuldung der internationalen Bieter zu einer eher unaufgeregten UMTS-Auktion in Österreich führen.

Damit würde sich das gleiche Phänomen wiederholen, wie in den Niederlanden, wo nach der Rekord-Versteigerung in Großbritannien ein Ergebnis weit unter den Erwartungen erzielt wurde.