UMTS-Versteigerung erreicht Rekordhöhe
Bei der Mainzer Mobilfunk-Auktion haben die Firmengebote heute mit 78 Milliarden Mark einen weltweiten Rekordstand erreicht.
Die Offerten für die bis zu sechs deutschen UMTS-Lizenzen legten im Tagesverlauf um mehr als 14 Milliarden Mark zu. Beim Schluss des elftes Auktionstages standen die Höchstgebote nach 138 Runden bei 78,001 Milliarden Mark [39,88 Milliarden Euro] und damit klar über den hohen Vorgaben der Lizenzversteigerung in London.
Das Höchstgebot für eine "große" Lizenz aus drei Frequenzblöcken kletterte im Tagesverlauf zwischenzeitlich auf knapp 19,4 Mrd. Mark, der Preis für eine "kleine" Lizenz belief sich auf rund 13 Milliarden Mark.
An der Spitze wechselten sich heute Firmen und Konsortien mit ihren Offerten stetig ab: Neben T-Mobil der Deutschen Telekom und Mannesmann Mobilfunk des britischen Betreibers Vodafone waren noch VIAG Interkom und e-plus/Hutchison, Group 3G aus der spanischen Telefónica und der finnischen Sonera sowie MobilCom/France Télécom im Rennen.
Wäre die Auktion am Montagabend zu Ende gegangen, hätten alle sechs Bieter eine "kleine" Lizenz erhalten. Dies könnte sich aber Dienstagfrüh gleich wieder ändern. Die Versteigerung endet, wenn kein neues Höchstgebot mehr eingeht.
Rasches Ende erwartet
Nach dem Ausstieg des Konsortiums debitel/Swisscom rechnen
Beobachter mit einem raschen Ende des Pokers um die begehrten
Lizenzen. Zum Ende des zehnten Auktionstages am Freitag hatten die
Gebote die Schwelle von 63 Milliarden Mark [32 Mrd. Euro]
überschritten. Dies hat auch die Debatte um die Verwendung der
Erlöse erneut angefacht.

VIAG Interkom
Der Mobilfunkbetreiber Viag Interkom bietet bei der Auktion der deutschen UMTS-Mobilfunklizenzen ab sofort nur noch um zwei von drei möglichen Frequenzblöcken mit.
Viag-Interkom-Sprecher Peik von Bestenbostel nannte heute in München wirtschaftliche
Überlegungen als Grund für den Entschluss.
Viag Interkom rechne aber weiterhin fest damit, eine UMTS-Lizenz zu erhalten. "Daran hat sich nichts geändert", sagte Bestenbostel.
Lieber in den Ausbau des Netzes investieren
Der Mobilfunkanbieter, an dem die E.ON AG und British Telecom
sowie die norwegische Telenor beteiligt sind, wolle das Geld, das
für den dritten Frequenzblock geboten werden müsse, lieber in den
Aufbau des Netzes und die Entwicklung von Produkten und
Dienstleistungen rund um UMTS stecken, sagte Bestenbostel. Ein
dritter Block habe keinen wirtschaftlichen Vorteil für Interkom.
Zwei Frequenzblöcke seien ausreichend, zumal man davon überzeugt
sei, dass Sprachkommunikation noch auf längere Sicht über den
gegenwärtigen GSM-Standard erfolgen werde. Hier verfüge Viag
Interkom mit dem E2-Netz über die dichteste Struktur und eine
"beruhigende Reserve" an Frequenzen.

MobilCom droht abermals Ausschluss
Presseberichte über eine geplante Übernahme von Sonera durch Orange haben die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post abermals zu einer Prüfung wegen des Verdachts unerlaubter Absprachen veranlasst.
Die Regularien der deutschen UMTS-Auktion verbieten es den Auktionsteilnehmern, sich während der Auktionsdauer abzusprechen und die wettbewerbliche Selbstständigkeit zu unterbinden.
Während Sonera zuammen mit Telefonica bietet, gehört Orange zu France Telecom, die zusammen mit Mobilcom steigern.
Mit den neuen Untersuchungen der deutschen Regulierungsbehörde droht dem deutsch-französischen Konsortium zum zweiten Mal der Ausschluss aus der Auktion. MobilCom hatte in der ersten Auktionswoche dem ehemaligen Partner Debitel ein Kooperationsangebot gemacht.
Bieterverfahren wird ab morgen geändert
Bei der Versteigerung der deutschen UMTS-Mobilfunklizenzen werden ab Dienstag die Bieterregeln geändert. Wie der Präsident der für die Auktion zuständigen
Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Klaus-Dieter Scheurle, heute in Mainz ankündigte, müssen die Bieter ihre Gebote von Runde zu Runde dann nur noch um mindestens fünf Prozent erhöhen. Bislang mussten sie sich um mindestens zehn Prozent steigern. Scheurle begründete die Entscheidung damit, dass die Abstände zwischen den verschiedenen Frequenzpaketen zu groß geworden seien. Die Behörde betrachte dies mit "zunehmender Sorge".

Warnung vor "Überhitzung" der Auktion
Der Chefvolkswirt der Dresdner Bank, Friedrich, hat unterdessen vor einer "Überhitzung" der Auktion gewarnt.
Wörtlich sagte er: "Es gibt einen Preis, der zu hoch ist und wo es Unsinn wird." Die Firmen müssten die Beträge schließlich wieder erwirtschaften