10.08.2000

DEZENTRAL

Bildquelle: K+B

Bildschirmschoner sollen Leben retten

Dass die ungenützten Rechenkapazitäten, die in Computern brachliegen, weil diese in der Regel nicht rund um die Uhr im Gebrauch sind, sinnvoll eingesetzt werden können, hat die Suche nach Außerirdischen mit dem SETI@home-Projekt eindrucksvoll bewiesen.

Das Projekt der Universität von Berkeley hat es innerhalb von rund einem Jahr geschafft, dass sich mehr als zwei Millionen Computer-Besitzer mit Netzanschluss beteiligen und damit ungeheuer kostengünstig eine Rechenleistung aquiriert wird [Derzeit nach eigenen Angaben 12 Teraflops], die sonst nur mit mehreren Superrechnern zur leisten wäre.

Zwar sind durch SETI@home immer noch keine Außerirdischen entdeckt worden, aber die Begehrlichkeiten der IT-Industrie für "Distributed Computing" sind definitiv geweckt worden.

Gute Taten

Die Firmen, die derzeit durch Distributed Computing an günstige Rechenleistung kommen wollen, sind vor allem aus der Pharma-Branche und versuchen Nutzer durch den guten Zweck ihrer Forschung zum Mitmachen zu überzeugen.

Parabon untersucht bestimmte Wirkungen von Medikamenten auf Krebszellen, Popular Power widmet sich der Influenza-Forschung und Entropia nennt gleich eine ganze Reihe von ehrenwerten Projekten, für die Rechnerleistung gesammelt werden soll [Klimaforschung, AIDS-Medikamente und weitere].

Vermarktung

Die nächste Generation von Distributed Computing-Firmen, die die Möglichkeiten des Prinzips für beliebige Zwecke vermarkten und Teilnehmern auch Geld für ihre Rechenleistung zahlen will, steht allerdings schon in den Startlöchern.

Einer der SETI@home-Programmierer, David Anderson, hat dafür das Untermehmen United Devices gegründet, ein anderes ist Distributed Science.

Diese Firmen sehen neben der Pharma- und Genforschung vor allem aufwendige Grafikanwendungen als lohnendes Geschäftsfeld. Obwohl noch keines der Unternehmen konkrete Summen genannt hat, dürfte die Entlohnung für die Leistung des eigenen Rechners allerdings nicht besonders üppig ausfallen, da sich das Modell für die Betreiber sonst nicht rechnen würde.