01.08.2000

EXTREM UNTOT

Bildquelle: Napster

Napster vervierfacht Userzahlen

Die Besucherzahl der amerikanischen Online-Musiktauschbörse Napster hat sich nach dem Aussetzen der einstweiligen Verfügung am Wochenende vervier- bis verfünffacht, sagt Allen Tsai von Keynote Systems.

Internet-Analysten nannten inzwischen das Versäumnis der Musikindustrie, mit der Online-Tauschbörse zu verhandeln, einen Fehler. Sie empfahlen den Medienkonzernen, mit Napster zusammen zu arbeiten.

"Es hätte Napster nie gegeben, wenn die Musikindustrie der Nachfrage nach Online-Kopien der bekanntesten Musiktitel selbst nachgekommen wäre", sagte der Online-Audio-Übertragungsexperte Bruce Fries.

"Selbst wenn der Napster-Server stillgelegt

werden sollte, ist die "Napster-Technologie" nicht verloren" meint Johannes Leopold, Administrator der österreichischen Internet Community Reflex.

CuteMX schließt provisorisch seine Pforten

Auch die Benutzer von CuteMX wurden vom gewaltigen Ansturm der Napster-User überrannt, die begannen, Alternativen suchen. Das wurde dem Betreiber von CuteMX, dem texanische Unternehmen GlobalScape, offenbar unheimlich.

Er hat am Donnerstag seine Pforten vorläufig dicht gemacht, "um nach der sich zuspitzenden Entwicklung im Fall Napster die Lage neu zu beurteilen". GlobalScape President Sandra Pool-Christal meint, nach all den Turbulenzen um diese neuen Technologien sei jetzt genau der richtige Zeitpunkt dafür.

Napster verwischt die Grenzen

"Napster hat die Grenzen zwischen Rundfunk und der CD verwischt", meint Vincent Pluvinage, Manager von Preview Systems. "Doch betrachtet man Napster als Rundfunkstation, stößt man auf den Unterschied, dass die Nutzer die Dateien speichern und beliebig oft abspielen können. Dadurch entsteht eine grosse Asymmetrie in der Lizenzbetrachtung."

Viele in der Musikindustrie haben bereits begriffen, dass eine wirkliche Lösung gefunden werden muss. Besonders nachdem sie beobachtet haben, dass die Internet-Nutzer blitzschnell zu anderen, ähnlichen Angeboten gewechselt sind, als Napster vor dem Aus zu stehen schien.

IFPI.DE will gegen Napster-Links vorgehen

Doch für die bundesdeutsche Zweigstelle der internationalen Phonoindustrie, IFPI Deutschland, ist die Welt noch einfach. In einem Schreiben an mehrere Websites forderte ihr Iustitiar Clemens Rasch die Entfernung von Links auf Napster, weil seiner Auffassung nach "auch die Verfügbarmachung des Dienstes von Napster.com per Hyperlink rechtsverletzend" sei.

"Die anderen Betreiber und wir haben uns dazu entschlossen, dieser Aufforderung nicht nachzukommen und werten diesen als Einschüchterungsversuch", meint Lars Gollnow von Gnutella.de.

Napster-Alternative Imesh

Ähnlich wie Napster erlaubt auch Imesh den Austausch von Dateien, allerdings von Dateien aller Art. Von Photos über Videos bis Programmdateien. Imesh weist die Nutzer explizit darauf hin, das geschütztes Material nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Copyright-Eigentümers zum Sharing angeboten werden darf.