Napster vervierfacht Userzahlen
Die Besucherzahl der amerikanischen Online-Musiktauschbörse Napster hat sich nach dem Aussetzen der einstweiligen Verfügung am Wochenende vervier- bis verfünffacht, sagt Allen Tsai von Keynote Systems.
Internet-Analysten nannten inzwischen das Versäumnis der Musikindustrie, mit der Online-Tauschbörse zu verhandeln, einen Fehler. Sie empfahlen den Medienkonzernen, mit Napster zusammen zu arbeiten.
"Es hätte Napster nie gegeben, wenn die Musikindustrie der Nachfrage nach Online-Kopien der bekanntesten Musiktitel selbst nachgekommen wäre", sagte der Online-Audio-Übertragungsexperte Bruce Fries.
"Selbst wenn der Napster-Server stillgelegt
werden sollte, ist die "Napster-Technologie" nicht verloren" meint Johannes Leopold, Administrator der österreichischen Internet Community Reflex.
"Viele Leute haben sich bereits selber einen 'Napsterserver' aufgesetzt." Mehr als 100 solcher Server sind mit dem Tool Napigator zu finden. "Der MP3-Tausch hat ja nicht mit Napster angefangen. Mittels 'MIRC', Newsgroups oder FTP-Servern konnte und können ja weiterhin problemlos alle Arten von Files aus dem Netz heruntergeladen werden", so Leopold.

CuteMX schließt provisorisch seine Pforten
Auch die Benutzer von CuteMX wurden vom gewaltigen Ansturm der Napster-User überrannt, die begannen, Alternativen suchen. Das wurde dem Betreiber von CuteMX, dem texanische Unternehmen GlobalScape, offenbar unheimlich.
Er hat am Donnerstag seine Pforten vorläufig dicht gemacht, "um nach der sich zuspitzenden Entwicklung im Fall Napster die Lage neu zu beurteilen". GlobalScape President Sandra Pool-Christal meint, nach all den Turbulenzen um diese neuen Technologien sei jetzt genau der richtige Zeitpunkt dafür.
GlobalScapes CuteMX Service
gehört zu den Napster-Alternativen, die von der Plattenindustrie
durch Gerichtsverfahren relativ leicht in die Knie zu zwingen sind.
GlobalScape ist zu 100 Prozent im Besitz der Telekommunikationsfirma
American TeleSource International.

Napster verwischt die Grenzen
"Napster hat die Grenzen zwischen Rundfunk und der CD verwischt", meint Vincent Pluvinage, Manager von Preview Systems. "Doch betrachtet man Napster als Rundfunkstation, stößt man auf den Unterschied, dass die Nutzer die Dateien speichern und beliebig oft abspielen können. Dadurch entsteht eine grosse Asymmetrie in der Lizenzbetrachtung."
Viele in der Musikindustrie haben bereits begriffen, dass eine wirkliche Lösung gefunden werden muss. Besonders nachdem sie beobachtet haben, dass die Internet-Nutzer blitzschnell zu anderen, ähnlichen Angeboten gewechselt sind, als Napster vor dem Aus zu stehen schien.
IFPI.DE will gegen Napster-Links vorgehen
Doch für die bundesdeutsche Zweigstelle der internationalen Phonoindustrie, IFPI Deutschland, ist die Welt noch einfach. In einem Schreiben an mehrere Websites forderte ihr Iustitiar Clemens Rasch die Entfernung von Links auf Napster, weil seiner Auffassung nach "auch die Verfügbarmachung des Dienstes von Napster.com per Hyperlink rechtsverletzend" sei.
"Die anderen Betreiber und wir haben uns dazu entschlossen, dieser Aufforderung nicht nachzukommen und werten diesen als Einschüchterungsversuch", meint Lars Gollnow von Gnutella.de.
Lars Gollnow: "Wir erwarten,
obwohl Napster.com zumindest vorerst weitermachen kann,
weitergehende Aktionen der IFPI, Anzeichen zu einer konstruktiven
Ausseinandersetzung mit der Thematik blieben ja bislang leider aus."


Napster-Alternative Imesh
Ähnlich wie Napster erlaubt auch Imesh den Austausch von Dateien, allerdings von Dateien aller Art. Von Photos über Videos bis Programmdateien. Imesh weist die Nutzer explizit darauf hin, das geschütztes Material nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Copyright-Eigentümers zum Sharing angeboten werden darf.
Ein weiterer Vorteil von Imesh besteht darin, dass das Programm ein zum Download gestartetes File von allen verbundenen Usern, die es besitzen, gleichzeitig herrunterlädt. Auf diese Weise wird eine wesentlich höhere Download-Geschwindigkeit als beispielsweise bei Gnutella erreicht.
