Kein fulminanter Start der UMTS-Auktion in DE
Bei der Versteigerung der deutschen UMTS-Mobilfunklizenzen haben sich die sieben Interessenten in bisherigen sieben Runden zurückhaltend gezeigt. Zur Versteigerung stehen je nach Bieterverhalten vier bis sechs Lizenzen mit 20-jähriger Laufzeit.
Heute hat MobilCom/France Telecom mit je 256 Millionen Euro für zwei Frequenzblöcke das bislang höchste Gebot vorgelegt. Das nächsthöchste Gebot für drei der zwölf gleichwertigen Funkfrequenzblöcke kam von Mannesmann/Vodafone und lag bei je 77 Mio. Euro.
Die Deutsche Telekom schließlich offeriert für drei Blöcke 150 Mio. Euro und damit nicht mehr als die festgesetzte Mindestsumme. Die Summe der Gebote lag zuletzt bei 1,2 Milliarden Euro.
Um eine Lizenz zu erhalten, muss ein Unternehmen mindestens zwei Blöcke ersteigern. Das Maximum liegt bei drei Blöcken.
"Universal Mobile Telecommunications System"
Das "Universal Mobile Telecommunications System" [UMTS] soll als
Handy-System der dritten Generation bis 2002 zum Einsatz kommen. Es
erlaubt die schnelle Datenübertragung von bis zu zwei Millionen Bits
[zwei Megabit] pro Sekunde und wird derzeitige Mobilfunkstandards
wie GSM [Global System for Mobile Communications] mit Datenraten von
bis zu 9.600 Bits pro Sekunde ablösen. Da UMTS anfänglich kein
Massenmarkt sein wird, wird das derzeit in Betrieb befindliche
GSM-Netz noch mindestens bis zum Jahr 2009 weiter betrieben.

Website der Regulierungsbehörde down
Kurz vor Beginn der UMST-Versteigerung in Mainz ist die Internetseite der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, offenbar wegen Überlastung, in die Knie gegangen.
Auf der Website will die Regulierungsbehörde nach jeder Versteigerungsrunde bietende Unternehmen und deren Gebote bekannt geben. An dem Bietergefecht beteiligen sich sieben Unternehmensgruppen.
Im Rennen sind außer den bisherigen deutschen Handy-Netzbetreibern D-1 Telekom, D-2 Mannesmann [mit Vodafone], E-Plus [mit seinen Partnern KPN, Hutchison und NTT Docomo] und VIAG Interkom [mit British Telecom und Telenor] auch die Anbieter debitel, MobilCom [im Verbund mit France Telecom] sowie ein Konsortium aus der spanischen Telefonica und der finnischen Sonera.
Die beiden Server von "www.regtp.de"
seien vermutlich wegen der hohen Zugriffszahlen abgestürzt, sagte
ein Behörden-Sprecher. Es werde versucht, die beiden Server wieder
hochzufahren und zusätzlich einen dritten einzusetzen. Der Präsident
der Regulierungsbehörde, Klaus-Dieter Scheurle, hatte am Vormittag
die mit großer Spannung erwartete Auktion eröffnet.

Regeln für die Durchführung
des Versteigerungsverfahrens zur Vergabe

Erlös zwischen 10 und 70 Mrd.Euro erwartet
Analysten rechnen mit einem Versteigerungserlös zwischen 10 und 70 Milliarden Euro, wobei die Erwartungen zuletzt wegen der ungewissen Nachfrageaussichten für den neuen weltweit gültigen Mobilfunkstandard gesenkt wurden.
In der Branche wird eine Versteigerungsdauer von ein bis zwei Wochen erwartet. Neben den favorisierten Netzbetreibern könnten auch Neueinsteiger eine Lizenz erhalten.
Branchenbeobachter sind sich nicht einig darüber, wie viele Bieter eine der begehrten Lizenzen bekommen werden. Je nach Bieterverhalten, ökonomischen Interessen und finanziellen Möglichkeiten könnten vier, fünf oder sechs Bietergruppen erfolgreich aus der Auktion hervorgehen, sagten Analysten.
Auktionserlös zum Abdecken der Staatsschulden
Auktionator der UMTS-Mobilfunklizenzen ist die
Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post [RegTP]. Mit den
Einnahmen aus der Versteigerung sollen, nach dem Willen von
Bundesfinanzminister Hans Eichel [SPD], Schulden getilgt werden. Im
Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, schreibt das deutsche
Recht vor, dass die neuen Lizenzen im Rahmen einer Auktion
meistbietend versteigert werden müssen und nicht, wie in Spanien
oder Finnland, vom Staat zugeteilt werden dürfen.

UMTS-Lizenzen durch neue Methode wertlos?
Mitten in die letzten Vorbereitungen zur UMTS-Auktion platzte in Deutschland die Nachricht von der sensationellen technischen Entwicklung eines Schülers.
Der 18-jährige Sascha Sebastian Haenel soll eine Methode erfunden haben, mit der sich Daten per Handy fast 50 mal schneller übertragen lassen als mit dem heutigen GSM-Standard. Damit könnten kommende Mobilfunk-Technologien wie GPRS und UMTS hinfällig werden.
Ein entsprechender Bericht der TV-Sendung "Tagesthemen" hat Donnerstagabend für großes Aufsehen in Deutschland gesorgt. Die genaue Funktionsweise von Haenels Erfindung ist noch unklar. Dem Vernehmen nach handelt es sich um eine Software-Modifikation, die Übertragungen ohne Pausen wie beim bisherigen Verfahren ermöglicht. Haenel hat damit den diesjährigen "Jugend forscht"-Wettbewerb in Deutschland gewonnen.
UMTS geht ins Geld
Die Erfindung Haenels hat für einigen Schrecken unter den
Mobilfunkbetreibern gesorgt. Der junge Erfinder bestätigte gegenüber
dem deutschen Fernsehen, dass ihm Telekom-Konzerne hohe Summen
geboten hätten, damit er seine alternative Technologie NICHT zum
Einsatz bringt. Die Telekom-Branche fürchtet Haenel nicht ohne
Grund: UMTS bedeutet für die Betreiber erhebliche Investitionen, da
die Zahl der erforderlichen Basisstationen für eine Flächendeckung
bei 8.000 bis 10.000 pro Netz liegt, etwa 50 Prozent höher als bei
den heutigen Handy-Netzen. Viele Telekom-Betriebe haben bereits
umfangreiche Vorab-Investitionen getätigt. Nach außen hin geben sich
die betroffenen Unternehmen allerdings gelassen. Vom deutschen
Nachrichtenmagazin "Focus" befragt, reagierte etwa T-Mobil-Sprecher
Stephan Althoff mit den Worten: "Bei allem Respekt vor den
Leistungen von Herrn Haenel wage ich zu bezweifeln, dass er etwas
gefunden hat, das Heerscharen von Experten rund um den Globus bisher
verborgen geblieben ist." Und bei D2 hieß es: "Wir sehen keinen
Grund, von unseren Plänen bezüglich der UMTS-Versteigerung
abzuweichen."

Experten zweifeln
Experten haben bereits Zweifel an der Erfindung des Schülers angemeldet.
Laut "Focus" vermuten die Experten, dass die Software-Modifikation den gesamten Funkverkehr innerhalb einer Mobilfunk-Zelle beeinträchtigen würde und daher erheblich höhere Bandbreiten als bislang erfordere.
Damit würden allerdings doch wieder neue Frequenzen notwendig werden.