Deutsche Telekom plant neue Übernahmen
Für die Deutsche Telekom ist mit dem Kauf der US-Mobilfunkfirma VoiceStream der weltweite Übernahmehunger noch nicht gestillt.
Telekom-Chef Ron Sommer sagte dem deutschen Nachrichtenmagazin "Focus" in einem heute im Voraus veröffentlichten Gespräch: "Wir wollen in jedem Geschäftsfeld Global Player werden." Die Telekom bezeichnet das Festnetz, den Mobilfunk, das Internet sowie die IT-Dienstleistungen als ihre vier Geschäftsfelder.
Sommer sagte "Focus" weiter, zunächst konzentriere die Deutsche Telekom sich auf den US-Mobilfunk. "Aber wir sind immer in der Lage, die Märkte mit einem Deal zu überraschen."
Den VoiceStream-Kaufpreis von 40.000 Mark [20.452 Euro] je Kunde rechtfertigte der Telekom-Chef mit den besonderen Bedingungen in den USA. Im noch unterentwickelten US-Markt müsse sich der Preis aber an der Größe der Bevölkerung orientieren.
25 Prozent Marktanteil in den USA bis 2007
Um die Abdeckung des VoiceStream-Netzes zu verbessern, wolle die
Telekom in den kommenden Jahren kräftig investieren. Laut Sommer
stehen fünf Milliarden Dollar bereit, um neue Lizenzen zu
ersteigern. Zudem verdopple die Telekom die Investitionen zum
Netzausbau auf drei Milliarden Mark jährlich bis 2003. Bis 2007
wolle sie 25 Prozent Marktanteil in den USA erreichen. Mit der
Übernahme könne sich der für Herbst geplante Börsengang von T-Mobil
verzögern, sagte Sommer weiter. "Es gibt Stimmen, die sagen, wir
sollten abwarten, bis der Kauf von VoiceStream abgeschlossen ist",
so Sommer.

Staatsanteil durch neue Übernahmen verringern
Ron Sommer zeigte sich in den letzten Tagen sehr auskunftsfreudig.
Am Freitag sagte er in einem Gespräch mit dem "Wall Street Journal" und der "New York Times", dass die Deutsche Telekom überlege, durch eine weitere Übernahme eines großen Unternehmens die staatliche Beteiligung an seiner Gesellschaft deutlich zu reduzieren und damit den Widerstand in den USA gegen die Übernahme der Mobilfunkfirma zu brechen.
Derzeit ist die Bundesrepublik Deutschland noch mit 58 Prozent an der Deutschen Telekom beteiligt.
Reduktion auf 22 Prozent als Ziel
Der geplante Kauf von VoiceStream für 50,7 Milliarden Dollar
durch die Deutsche Telekom würde den staatlichen Anteil auf gut 45
Prozent reduzieren. Dies liegt aber immer noch weit über der
25-Prozent-Grenze für den Staatsanteil, die nach behördlichen
Vorschriften in den USA gilt. "Wenn ich morgen ein Unternehmen von
der Größe der Deutschen Telekom kaufen würde, würde dies den
Regierungsanteil auf rund 22 Prozent reduzieren", sagte Sommer der
"New York Times". Im "Wall Street Journal" fügte er hinzu: "Und es
muss nicht unbedingt ein US-Unternehmen sein." Die Spekulationen
über mögliche Übernahmekandidaten hielten unterdessen an und gingen
weit auseinander.

