Telekom-Industrie braucht Content
Zu den beinahe täglichen Zusammenschlüssen im Telekom-Sektor kommt nun auch verstärkt die vertikale Konzentration.
Telekom-Unternehmen übernehmen Medien-Konzerne. Die Kombination von technischer Infrastruktur mit Inhalten [Content] in einem Unternehmen gilt als strategische Notwendigkeit. Nach der horizontalen Konzentration wird also die Integration innerhalb der Wertschöpfungskette immer bedeutender.
Jüngstes Beispiel dafür ist der Deal zwischen Telefonica und Endemol. Das spanische Telekom-Unternehmen übernimmt die niederländische Fernseh-Produktionsgesellschaft, die vor allem durch die Fernsehshow "Big Brother" bekannt ist.
Dem haben nun nahezu alle Aktionäre von Endemol zugestimmt. Die Akzeptanz war überraschend groß, 97,4 Prozent der Endemol-Aktionäre befürworteten den Aktientausch. Telefonica erwartete ursprünglich nur eine Zustimmung von 75 Prozent. Der Wert des Tauschangebotes beträgt insgesamt 4,79 Milliarden Euro, das entspricht einer Bewertung der Endemol-Aktien von je 139 Euro.
Ein typisches Beispiel für das Zusammenwachsen von Telekom- und Medien-Konzernen waren auch die Pläne der Deutschen Telekom und der Kirch-Gruppe, eine Internet- und Kabelfernsehen-Allianz zu gründen. Es sei "grundsätzlich problematisch", wenn sich die führenden Netz-Betreiber und Content-Anbieter zusammenschlössen, verlautete aus Kreisen des Bundeskartellamtes. Ähnlich gelagert ist auch das Entstehen von Terra Lycos. Inhalte-Anbieter Lycos wurde durch Telefonica-Tochter Terra Networks gekauft.

Telefonica-Chef morgen vor Ablöse
Währenddessen verdichten sich bei Telefonica die Spekulationen über eine mögliche Ablöse von Unternehmenschefs Juan Villalonga. Einen Tag vor der nächsten Verwaltungsratssitzung am Mittwoch berichteten die Wirtschaftszeitung "Expansion" und die Tageszeitung "El Mundo", die Großaktionäre bei Telefonica hätten sich mit dem Konzernchef im Grundsatz darauf verständigt, dass der 47-Jährige seinen Rücktritt von allen Ämtern in dem Unternehmen erklären werde.
Gegen Villalonga läuft eine Untersuchung der Madrider Börsenaufsicht wegen eines privaten Aktiengeschäfts vor zwei Jahren, bei dem der Telefonica-Chef nach Presseberichten unzulässigerweise von Insider-Informationen profitiert haben soll. Der Verwaltungsrat des Telekom-Konzerns hatte bei seiner vorigen Sitzung Ende Juni entschieden, zunächst das Ergebnis der Untersuchung abzuwarten und erst danach über die Zukunft Villalongas zu entscheiden.

Gleichzeitig mit den Rücktrittsgerüchten haben die Aktien der Deutschen Telekom nach starken Vortagesverlusten zu Handelsbeginn im Xetra-Handel wieder Boden gut gemacht. Die T-Aktie notierte zum Auftakt mit 2,17 Prozent im Plus bei 49,85 Euro, und pendelte sich danach bei einem Plus von um die 1,5 Prozent ein.
