Deutsche Telekom übernimmt VoiceStream
Die Deutsche Telekom hat den lang ersehnten Einstieg in den US-Telekommunikationsmarkt nach mehreren Anläufen geschafft.
Für umgerechnet 54,2 Mrd. Euro übernimmt die größte europäische Telefongesellschaft den amerikanischen Mobilfunkbetreiber VoiceStream Wireless Corp.
Gezahlt werde in eigenen Aktien und in bar, teilte die Deutsche Telekom [DT] heute mit. Zudem übernimmt die Telekom VoiceStream-Schulden in Höhe von fünf Mrd. US-Dollar.
Durch den Erwerb entsteht der erste transatlantische Mobilfunkanbieter. Gemessen an der Zahl der erreichbaren Kunden bei Mehrheitsbeteiligungen werde ein Verbund von über 375 Millionen potenziellen Kunden geschaffen, hieß es. Der US-Mobilfunkbetreiber verfügt derzeit über rund 2,3 Mill. zahlende Kunden.
Einziger US-Mobilfunkbetreiber mit landesweitem GSM-Netz
VoiceStream war erst im vergangenen Jahr aus dem Unternehmen Western Wireless nach der Übernahme von dessen Konkurrenten Aerial und Omnipoint hervorgegangen. Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten arbeitet das Unternehmen mit dem auch in Europa üblichen GSM-Standard. Zuletzt machte das Unternehmen mit 8.200 Beschhäftigten
476 Mill. Dollar Umsatz und fuhr gleichzeitig 455 Mill. Dollar Verluste ein. Das Unternehmen besitzt eine Lizenz in 23 der 25 größten Bundesstaaten der USA mit 220 Millionen Einwohnern und ist damit einer der führenden nationalen Mobilfunkanbieter in den USA. Größter Anteilseigner an VoiceStream ist Hutchison Whampoa [Hongkong] mit rund 20 Prozent. Die frühere Muttergesellschaft von Aerial, Telephon and Data Systems, hält 17 Prozent und die finnische Sonera knapp neun Prozent an VoiceStream.

Details des Deals
Die Aufsichtsräte beider Unternehmen hatten am Sonntag grünes Licht für den Erwerb gegeben. Die VoiceStream-Aktionäre sollen für je einen Anteilsschein 3,2 Telekom-Aktien und 30 US-Dollar in bar erhalten.
Auf der Basis des Schlusskurses der T-Aktie vom vergangenen Freitag ergibt sich ein Übernahmevolumen von 54,2 Mrd. Euro.
Aus dem genehmigten Kapital [1,5 Mill. Aktien] will das Unternehmen 828 Mill. Aktien ausgeben. Die Übernahme des Unternehmens soll den Plänen zufolge im Lauf des ersten Halbjahres 2001 abgeschlossen werden.
Zustimmung der US-Aufsichtsbehörde noch erforderlich
Nach der Übernahme der britischen Mobilfunkfirma One2One vor
knapp einem Jahr kann Sommer nun einen weiteren Erfolg bei der
Internationalisierung verbuchen. Allerdings könnten ihm die
zuständigen US-Behörden einen Strich durch die Rechnung machen.
Mehrere Senatoren hatten im Vorfeld der Übernahme Bedenken wegen der
hohen Staatsbeteiligung geäußert. Im Prinzip ist in den USA die
Ausstellung von Telekommunikationslizenzen an Unternehmen verboten,
die zu mehr als einem Viertel in der Hand ausländischer Regierungen
sind. Die US-Aufsichtsbehörde kann aber eine Ausnahmegenehmigung
erteilen.

Telekom-Aktien fallen
Über den Kauf des US-Mobilfunkbetreibers war in den vergangenen Tagen in den Medien breit spekuliert worden. Die Telekom hat sich beim Übernahmepoker offenbar gegen andere Interessenten wie die japanische NTT DoCoMo durchgesetzt.
Hierfür muss der Bonner Riese allerdings einen hohen Preis zahlen. Für jeden VoiceStream-Kunden zahlt die Telekom rund 20.000 US-Dollar. Gemessen am Preis je Kunden ist die Übernahme die bislang teuerste auf dem Telekommunikationsmarkt.
Viele Analysten bezeichneten die Übernahme als zu teuer. France Telecom hatte vor wenigen Wochen für die britische Orange die Hälfte dieses Preises gezahlt.
Die Börse reagierte dementsprechend: Gegen 15.50 Uhr notierte die T-Aktie 6,7 Prozent niedriger auf 51,60 Euro. Der Deutsche Aktienindex [Dax] wies zur gleichen Zeit ein moderates Minus von 0,01 Prozent aus.
Hutchison Whampoa wird Großaktionär bei Telekom
Der Hongkonger Mischkonzern Hutchison Whampoa wird eigenen
Angaben zufolge im Zuge der geplanten Übernahme der
US-Telefongesellschaft VoiceStream künftig Großaktionär bei der
Deutschen Telekom. Hutchison teilte heute in Hongkong mit, man werde
den eigenen VoiceStream-Anteil in Höhe von rund 22 Prozent an die
Telekom abgeben. Aus dem Geschäft erhalte Hutchison 1,6 Milliarden
Dollar in bar und 4,6 Prozent der Anteile an der Deutschen Telekom.
Die Transaktion habe einen Wert von 10,86 Milliarden Dollar in bar
und Aktien. Derzeit hält der deutsche Staat noch die Mehrheit des
Telekom-Kapitals. Der Rest ist im Streubesitz. Der Kapitalanteil des
Bundes wird sich bei erfolgreicher Übernahme von Voicestream auf
rund 45 Prozent reduzieren.
