Streit um Börsengang der TA
Der Generaldirektor der Telekom Austria [TA] Heinz Sundt gab sich heute im Anschluss an die Syndikatssitzung von ÖIAG und Telecom Italia [TI], die 25 Prozent und eine Aktie an der TA hält, "zugeknöpft" [apa]: Über laufende Verhandlungen wolle man keine Auskunft geben, hieß es nach der Sitzung.
Über den geplanten Börsengang will der TA-Aufsichtsrat am Dienstag weiter beraten.
Das Schweigen des TA-Chefs bestätigt aber letztendlich die Vermutungen über heftige Unstimmigkeiten zwischen den am TA-Börsengang Beteiligten, wobei es vor allem um die Rolle der TI und die Höhe des Anteils, der an die Börse gebracht werden soll, gehen dürfte.

Altlasten
Die jetzigen Probleme haben ihre Ursache in den Konditionen, unter denen die TI ihre TA-Anteile im Herbst 1998 erwarb.
Die TI bot damals rund vier Milliarden ATS mehr, als der Mitbewerber Ameritech, dafür bekamen die Italiener allerdings auch nicht nur weitreichende Rechte, sondern auch großzügige finanzielle Absicherungen.
Die TI hat im Herbst 1998 für die 25 Prozent und eine Aktie 27,3 Milliarden ATS bezahlt. Der damals ermittelte Gesamtwert der TA betrug 81,9 Milliarden ATS Inklusive des Paketzuschlags zwischen 15 und 25 Prozent des Vertragswerts haben die Italiener also mehr als vier Milliarden ATS als der damalige amerikanische Mitbewerber Ameritech geboten.
Garantien
Einer dieser Garantien besagt, dass die Republik Österreich unter bestimmten Bedingungen beim Börsengang der TA für Verluste der TI aufkommen muss.
Wenn der TA-Emissions-Kurs tiefer als 25 Prozent unter dem Kaufpreis liegt, den die TI 1998 für ihre Anteile gezahlt hat, muss die Republik für die Differenz geradestehen - was den Gewinn aus dem TA-Börsengang zumindestens stark mindern könnte.
Auch dieser Faktor passt ins Bild der Mutmassungen, dass der TA-Börsengang im Herbst zunächst in einer "Light"-Version mit zehn statt 25 Prozent durchgeführt wird.
Punkt 17 des Kauf-Vertrags
"Die Zustimmung zum Börsengang ist nicht erforderlich, sofern der Verkaufspreis pro Aktie laut öffentlichem Angebot nicht weniger als 75 Prozent des von Stratco gemäß Punkt 2.1 des Aktienkaufvertrages bezahlten Kaufpreis pro Aktie abzüglich eines allfälligen an Stratco bezahlten Fehlbetrages gemäß Punkt 2.4 des Aktienkaufvertrages beträgt."
Die Verantwortlichen
Für die Details des Vertrages mit TI war damals unter anderm der jetzige ÖIAG-Finanzchef und damalige Finanzchef der Post & Telecom Austria, Johannes Ditz, verantwortlich.
Aber auch die Vertreter der Republik in der damaligen PTBG-Generalversammlung, Finanzminister Rudolf Edlinger und Wirtschaftsminister Hannes Farnleitner, hatten dem Deal zugestimmt.
Begründung
In einer damaligen Aussendung wurde die Entscheidung für die TI so begründet: "Den Ausschlag [...] gab letztlich die Kombination aus Zukunftswert, Angebotspreis und aktueller Einflußnahme. Ameritech habe sich für strategische Entscheidungen das letzte Wort gegenüber den österreichischen Telekom-Managern vorbehalten wollen. Telecom Italia habe diesen Anspruch nicht gestellt, sondern die österreichische Führerschaft akzeptiert."
Meldungen und Dementis
Unklar ist derzeit, ob die TI an einer Erhöhung ihres Anteils interessiert ist, wie der "Standard" unlängst berichtete.
Dies wurde zwar prompt von der ÖIAG und der TI dementiert, aber die Zeitung spricht in einer heutigen Aussendung erneut von dieser Option, was auf detaillierte Hintergrund-Informationen hindeutet.
Faktor Olivetti
Die Einschätzung der Rolle der TI wird zudem durch die feindliche Übernahme des Unternehmens durch Olivetti im Frühjahr diesen Jahres kompliziert.
Olivetti hatte sich in der Übernahmeschlacht stark verschuldet und die TI ist somit eigentlich kein Unternehmen, dass langfristige, größere Investitionen tätigen kann.
Analysten und Politiker sind der Ansicht, dass Olivetti-Chef Colaninno die abenteuerliche Übernahme mit dem Hintergedanken wagte, das Unternehmen später mit Gewinn zu verkaufen - als Hauptinteressent gilt dabei die Deutsche Telekom.