13.07.2000

KOPIERSCHUTZ

Bildquelle: fuzo

Musiker für strenges Internet-Urheberrecht

Der französische Musiker Jean-Michel Jarre und die irische Rockband The Corrs haben heute in Brüssel als Sprecher von über 1.400 europäischen Musikern eine Petition an das EU-Parlament übergeben.

In der Petition, die auch von zahlreichen österreichischen Musikern unterzeichnet wurde, wird ein wirksamer urheberrechtlicher Schutz von Musik im Internet und eine entsprechende Verschärfung des Entwurfs der EU-Copyright-Richtlinie gefordert.

Konkrete Kritik an der EU-Richtlinie

Die Musiker präsentierten die Petition heute bei einer Pressekonferenz in Brüssel. Künstler und Musikwirtschaft kritisierten dabei, dass digitale Privatkopien und zeitlich limitierte Vervielfältigungen überhaupt nicht dem Schutz des Urheberrechtes unterliegen würden und dass der Kopierschutz einer CD oder einer Musikdatei nicht wirksam gegen Hacking geschützt wäre.

Kritik wurde auch an den Content-Anbietern geübt, die die technische Schutzmöglichkeiten nach Ansicht der Künstler nicht voll ausschöpfen würden. Gefordert wurde, diese Mängel im Entwurf der EU-Copyright-Richtlinie rasch zu beheben und eine zwischen Dienste- und Content-Anbietern ausgewogenere Regelung zu finden.

Die schwere Geburt der EU-Copyright-Richtlinie

Die portugiesische EU-Präsidentschaft brachte Anfang Juni nach jahrelanger Diskussion unter den Mitgliedsstaaten eine Einigung zur Anpassung des Urheberrechts an die Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu Wege, die noch vom Ministerrat und dem Europaparlament gebilligt werden muss. Die Richtlinie sieht eine Reihe von Ausnahmen

Musikindustrie beklagt Milliardenverluste

An der heutigen Pressekonferenz nahmen auch Vertreter der Musikindustrie teil. Der Vorsitzende des Internationalen Tonträgerverbandes IFPI, Jay Berman, erklärte dabei, dass sich im Internet rund 25 Millionen unrechtmäßige Musikdateien befänden.

Die IFPI schätzt, dass der Musikindustrie im vergangenen Jahr ein Umsatz von 1,4 Milliarden Euro als Folge der Raubkopien verloren ging. Das seien mehr als zehn Prozent des gesamten Geschäfts. Die EU-Staaten würden damit um Steuereinnahmen von 85 Millionen Euro gebracht.

Rebellen im Ruhestand

Die Debatte um MP3 und den Vertrieb von Musikfiles im Internet führt zu seltsamen Allianzen. Nach dem Auftritt des Metallica-Drummers Lars Ulrich vor Senatoren in Washington am Dienstag bemerkte etwa die Zeitschrift "The Industry Standard", dass es schwer gefallen sei, zwischen Rebellen, Republikanern und Rockstars zu unterscheiden.

Dass Rockmusiker als klassische Outlaws und Nonkonformisten plötztlich für mehr und schärfere Gesetze eintreten würden, ist für viele eine neuartige Erfahrung.

Das Online-Magazin "Salon" schrieb nicht ohne Spott: "Wer hätte gedacht, dass sich Heavy-Metal-Rocker einmal Hilfe suchend an alternde Senatoren wenden, damit diese sie vor ihren Fans beschützen."