Musiker für strenges Internet-Urheberrecht
Der französische Musiker Jean-Michel Jarre und die irische Rockband The Corrs haben heute in Brüssel als Sprecher von über 1.400 europäischen Musikern eine Petition an das EU-Parlament übergeben.
In der Petition, die auch von zahlreichen österreichischen Musikern unterzeichnet wurde, wird ein wirksamer urheberrechtlicher Schutz von Musik im Internet und eine entsprechende Verschärfung des Entwurfs der EU-Copyright-Richtlinie gefordert.
Gold, Platin und Diamant
Die Petition wurde sowohl von etablierten Stars wie David Bowie,
Phil Collins, Spice Girls, Mick Jagger, Elton John, Ricky Martin,
Robbie Williams, DJ Bobo, Stefan Raab, Absolute Beginner, Andrea
Bocelli, Helmut Lotti, Andre Rieu wie auch von vielen
Nachwuchskünstlern aus den unterschiedlichsten Musikgenres
unterzeichnet. In Österreich unterschrieben unter anderem die E.A.V,
STS, Wolfgang Ambros, Anton feat. DJ Ötzi, Count Basic, Mojo Blues
Band, Schneiderberg, Schürzenjäger, Stoakogler, Unique II, Ausseer
Hardbradler, die Neuwirth Extremschrammeln und die Wiener
Philharmoniker.

Konkrete Kritik an der EU-Richtlinie
Die Musiker präsentierten die Petition heute bei einer Pressekonferenz in Brüssel. Künstler und Musikwirtschaft kritisierten dabei, dass digitale Privatkopien und zeitlich limitierte Vervielfältigungen überhaupt nicht dem Schutz des Urheberrechtes unterliegen würden und dass der Kopierschutz einer CD oder einer Musikdatei nicht wirksam gegen Hacking geschützt wäre.
Kritik wurde auch an den Content-Anbietern geübt, die die technische Schutzmöglichkeiten nach Ansicht der Künstler nicht voll ausschöpfen würden. Gefordert wurde, diese Mängel im Entwurf der EU-Copyright-Richtlinie rasch zu beheben und eine zwischen Dienste- und Content-Anbietern ausgewogenere Regelung zu finden.
Die schwere Geburt der EU-Copyright-Richtlinie
Die portugiesische EU-Präsidentschaft brachte Anfang Juni nach jahrelanger Diskussion unter den Mitgliedsstaaten eine Einigung zur Anpassung des Urheberrechts an die Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu Wege, die noch vom Ministerrat und dem Europaparlament gebilligt werden muss. Die Richtlinie sieht eine Reihe von Ausnahmen
für den Urheberrechtsschutz vor, unter anderem für private Kopien und für Bibliotheken. Den Mitgliedsstaaten bleibt indes viel

Musikindustrie beklagt Milliardenverluste
An der heutigen Pressekonferenz nahmen auch Vertreter der Musikindustrie teil. Der Vorsitzende des Internationalen Tonträgerverbandes IFPI, Jay Berman, erklärte dabei, dass sich im Internet rund 25 Millionen unrechtmäßige Musikdateien befänden.
Die IFPI schätzt, dass der Musikindustrie im vergangenen Jahr ein Umsatz von 1,4 Milliarden Euro als Folge der Raubkopien verloren ging. Das seien mehr als zehn Prozent des gesamten Geschäfts. Die EU-Staaten würden damit um Steuereinnahmen von 85 Millionen Euro gebracht.
Appell an die EU
Berman appellierte an die EU, die Klausel für Privatkopien noch
einmal zu überdenken. EMI-Sprecher Rupert Perry nannte es "moralisch
nicht gerechtfertigt", Musikaufnahmen umsonst zu verteilen. Von den
Verkaufserlösen müssten nicht nur die Künstler, sondern auch die
Komponisten, die Verlage und die Musiktechniker bezahlt werden.

Rebellen im Ruhestand
Die Debatte um MP3 und den Vertrieb von Musikfiles im Internet führt zu seltsamen Allianzen. Nach dem Auftritt des Metallica-Drummers Lars Ulrich vor Senatoren in Washington am Dienstag bemerkte etwa die Zeitschrift "The Industry Standard", dass es schwer gefallen sei, zwischen Rebellen, Republikanern und Rockstars zu unterscheiden.
Dass Rockmusiker als klassische Outlaws und Nonkonformisten plötztlich für mehr und schärfere Gesetze eintreten würden, ist für viele eine neuartige Erfahrung.
Das Online-Magazin "Salon" schrieb nicht ohne Spott: "Wer hätte gedacht, dass sich Heavy-Metal-Rocker einmal Hilfe suchend an alternde Senatoren wenden, damit diese sie vor ihren Fans beschützen."
"Artists Against Piracy"
In den USA ist bereits Anfang der Woche eine Musiker-Initiative
mit dem Namen "Artists Against Piracy" [AAP] an die Öffentlichkeit
getreten, der unter anderem Alanis Morissette und Christina Aguilera
angehören. In ganzseitigen Anzeigen in der "New York Times", der
"Washington Post", dem "Wall Street Journal" und in "USA Today"
machte die Initiative am Dienstag auf ihr Anliegen aufmerksam, das
unter dem Motto "If a Song Means a Lot to You, Imagine What it Means
to Us" steht.
