11.07.2000

HÖRT HÖRT

Bildquelle: napster/corbis

MP3-Gipfeltreffen mit Staraufgebot

Im Kapitol in Washington kommt es heute zu einer direkten Begegnung zwischen den Hauptakteuren

der MP3-Kontroverse: Lars Ulrich von Metallica wird bei dem Hearing ebenso aussagen wie Napster-CEO Hank Barry, MP3.com-Chef Michael Robertson und Gene Kan, der Chef-Entwickler von Gnutella.

Das Hearing des "Senate Judiciary Committee" trägt den Titel "The Future of Digital Music: Is There an Upside to Downloading?" und wurde kurzfristig anberaumt. Es hat vor allem informellen Charakter.

Kritik am Vorsitzenden des Hearings

Vorsitzender des 18-köpfigen Komitees ist der republikanische Senator Orrin Hatch. Ihm wird von Kritikern Parteilichkeit vorgeworfen.

Hatch schreibt selbst Songs, hat sieben Alben mit Countrymusic aufgenommen und - so sagen seine Kritker - ein ausgeprägtes Interesse an der Aufrechterhaltung eines restriktiven Urheberrechts.

Lawrence Lessig etwa weist darauf hin, dass der Senat unter der Ägide von Orrin Hatch in den letzten drei Jahren öfter die gesetzlichen Copyright-Bestimmungen geändert hat als in den 20 Jahren davor. Jede gesetzliche Änderung hätte eine Verschärfung der Urbeherrechtsbestimmungen mit sich gebracht.

Musikindustrie bereitet Online-Musikvertrieb vor

Hilary Rosen, die Generaldirektorin der "Recording Industry Association of America" [RIAA], hat im Vorfeld des Hearings mit mehreren Aussagen Aufmerksamkeit erregt.

"Ich glaube nicht, dass irgendjemand die Absicht hat, die technologischen Möglichkeiten von Napster

zu eliminieren. Unser Ziel ist es lediglich, die Technologie mit den Interessen der Kunst Schaffenden in Einklang zu bringen", so Rosen.

Rosen deutete auch an, dass die Musikindustrie bereits in den "nächsten drei bis vier Monaten" neue Vertriebs- und Business-Modelle [Stichworte: File-Sharing, Subskription und Downloading] vorstellen wird.

Digital Payloads

Eine Lösung, mit der zukünftig sowohl die Musikindustrie als auch MP3-Hörer leben könnten, hat gestern [zufällig?] Digital Payload vorgestellt.

Das Tochterunternehmen von Digital Software Inc. hat eine Technologie entwickelt, mit der Werbung oder Promotion inklusive Links in Streaming-Media-Files eingebettet werden kann.

Eingebettet

Die Werbung erscheint beim Abspielen eines MP3-Files auf dem PC in einem Extra-Fenster auf dem Monitor. Die Digital-Payload-Technologie verhindert aber explizit nicht das Abspielen auf mobilen MP3-Playern.

Kernpunkt der Technologie ist die feste Einbettung der Extra-Inhalte, sodass MP3-Files von den Nutzern nicht einfach von der Werbung "gereinigt" werden können.

Digital Payloads will selbst kein MP3-"Portal" werden, sondern seine Technologie an die Musikindustrie verkaufen bzw. lizenzieren.