MP3-Gipfeltreffen mit Staraufgebot
Im Kapitol in Washington kommt es heute zu einer direkten Begegnung zwischen den Hauptakteuren
der MP3-Kontroverse: Lars Ulrich von Metallica wird bei dem Hearing ebenso aussagen wie Napster-CEO Hank Barry, MP3.com-Chef Michael Robertson und Gene Kan, der Chef-Entwickler von Gnutella.
Das Hearing des "Senate Judiciary Committee" trägt den Titel "The Future of Digital Music: Is There an Upside to Downloading?" und wurde kurzfristig anberaumt. Es hat vor allem informellen Charakter.
Über die Zukunft der digitalen Musik
Das Staraufgebot vor dem Senat komplettieren: Fred Erlich, Chef
der New-Media-Abteilung bei Sony, Jim Griffin, vormals Leiter der
Technologie-Abteilung der Plattenfirma Geffen und Gründer von Cherry
Lane Digital, einem Incubator für Online-Musikanbieter, sowie Roger
McGuinn, ehemals Sänger der Byrds, der heute via MP3.com publiziert.
Hintergrund des Hearings ist der "Digital Millennium Copyright Act"
[DMCA], der nach zweijährigen Beratungen im Oktober 1998 vom Senat
beschlossen wurde, allerdings erst diesen Herbst in Kraft treten
wird. Entscheidend für das In-Kraft-Treten wird ein Bericht der
Kongressbibliothek sein, die eine Begutachtung des DMCA vorlegen
wird.

Kritik am Vorsitzenden des Hearings
Vorsitzender des 18-köpfigen Komitees ist der republikanische Senator Orrin Hatch. Ihm wird von Kritikern Parteilichkeit vorgeworfen.
Hatch schreibt selbst Songs, hat sieben Alben mit Countrymusic aufgenommen und - so sagen seine Kritker - ein ausgeprägtes Interesse an der Aufrechterhaltung eines restriktiven Urheberrechts.
Lawrence Lessig etwa weist darauf hin, dass der Senat unter der Ägide von Orrin Hatch in den letzten drei Jahren öfter die gesetzlichen Copyright-Bestimmungen geändert hat als in den 20 Jahren davor. Jede gesetzliche Änderung hätte eine Verschärfung der Urbeherrechtsbestimmungen mit sich gebracht.
Der Senator kann kein Lied singen
Pikantes Detail am Rande: Senator Hatch selbst ist gar kein Opfer
von MP3-Tauschbörsen. Von den selbst verfassten Country-Songs des
Hobby-Musikers Hatch wird auf Napster kein einziger angeboten ...

Musikindustrie bereitet Online-Musikvertrieb vor
Hilary Rosen, die Generaldirektorin der "Recording Industry Association of America" [RIAA], hat im Vorfeld des Hearings mit mehreren Aussagen Aufmerksamkeit erregt.
"Ich glaube nicht, dass irgendjemand die Absicht hat, die technologischen Möglichkeiten von Napster
zu eliminieren. Unser Ziel ist es lediglich, die Technologie mit den Interessen der Kunst Schaffenden in Einklang zu bringen", so Rosen.
Rosen deutete auch an, dass die Musikindustrie bereits in den "nächsten drei bis vier Monaten" neue Vertriebs- und Business-Modelle [Stichworte: File-Sharing, Subskription und Downloading] vorstellen wird.
"The Big Five"
Die RIAA repräsentiert die fünf größten Plattenfirmen der Welt:
Universal Music, BMG, Sony Music, Warner Music und EMI.

Digital Payloads
Eine Lösung, mit der zukünftig sowohl die Musikindustrie als auch MP3-Hörer leben könnten, hat gestern [zufällig?] Digital Payload vorgestellt.
Das Tochterunternehmen von Digital Software Inc. hat eine Technologie entwickelt, mit der Werbung oder Promotion inklusive Links in Streaming-Media-Files eingebettet werden kann.
Zähler der Angst
Beachtenswert auf der Digital-Payloads-Site ist der Zähler für
heruntergeladene MP3-Files in diesem Jahr: Derzeit nähert er sich
der 2,5-Milliarden-Grenze. Das Gadget soll offensichtlich Kunden aus
der Musikindustrie vor Augen halten, was sie verpassen, wenn sie
nicht sofort die Payloads-Technologie verwenden.

Eingebettet
Die Werbung erscheint beim Abspielen eines MP3-Files auf dem PC in einem Extra-Fenster auf dem Monitor. Die Digital-Payload-Technologie verhindert aber explizit nicht das Abspielen auf mobilen MP3-Playern.
Kernpunkt der Technologie ist die feste Einbettung der Extra-Inhalte, sodass MP3-Files von den Nutzern nicht einfach von der Werbung "gereinigt" werden können.
Digital Payloads will selbst kein MP3-"Portal" werden, sondern seine Technologie an die Musikindustrie verkaufen bzw. lizenzieren.