"Wenn HP wüsste, was HP weiß ..."
Erfolgreiches Management verlangt permanent neue Strategien. So wie einmal Flexibilisierung oder Qualitätsmanagement im Mittelpunkt standen, erhält heute Wissensmanagement große Aufmerksamkeit.
In Wien findet vom 13. bis 15. Juli das Symposion "Vision Plus 8 - Turning Information into Corporate Knowledge" statt. Internationale Experten wie Aaron Marcus [Marcus Inc.], Benjamin Fry [MIT Media Lab] und AI-Spezialist Robert Trappl [Universität Wien] sind angekündigt.
Wissensmanagement und Informationsdesign
Symposion-Organisator Peter Simlinger vom "International
Institute for Information Design" [IIID] betonte im
FutureZone-Gespräch, dass Design und Visualisierung von
Informationsstrukturen im Mittelpunkt von "Vision Plus 8" stehen -
entsprechend dem Untertitel "Innovative Information Management: A
Design Challenge". Die Veranstaltung versteht sich auch als
wissenschaftlich fundierter Beitrag in der aktuellen Debatte über
Wissensmanagement, die sich ja allzu oft in Schlagwörtern verliert.


Die Ideen hinter Wissensmanagement
"Wenn HP wüsste, was HP weiß, dann wären wir drei Mal so profitabel", meinte ein ehemaliger HP-Chef. Darum geht es letztlich - um das Aufspüren, die Aufbereiten und die Verteilung von Wissen.
Dahinter steht die konsequente Fortführung der Idee, Produktionsfaktoren möglichst effizient einzusetzen. Nicht nur Rohstoffe, Betriebsmittel und Arbeitskräfte sind zu berücksichtigen, sondern auch das unternehmensrelevante Wissen.
Identifikation und Akquisition von Wissen sind aber nicht einfach. Denn nur explizites Wissen zu erfassen, das in Büchern oder Datenbanken dokumentiert ist, genügt nicht. Umfassende Wissensmanagement-Lösungen berücksichtigen darüber hinaus auch so genanntes stilles Wissen [tacit knowledge], das nur in den Köpfen der Mitarbeiter verankert ist.
Tacit Knowledge
In dem Standardwerk über Wissensmanagement "The
Knowledge-Creating Company" greifen die beiden japanischen
Universitätsprofessoren Nonaka und Takeuchi dieses Konzept von
"tacit knowledge" auf, das ursprünglich auf den ungarischen
Wissenschaftstheoretiker Michael Polanyi zurückgeht. Sie sehen in
der Verwandlung von implizitem in explizites Wissen
[Externalisierung] den eigentlichen Schlüssel für die Schaffung
neuens Wissens. Außerdem empfehlen Nonaka und Takeuchi in
Unternehmen eine dritte Organisationsebene neben der klassischen
Aufbauorganisaton und der projektorientierten Matrixorganisation,
nämlich eine "Wissensebene".


Technik und mehr
Wissensmanagement ist auch als Schritt weg von einseitig technischen Lösungen zu verstehen. Es basiert vielmehr auf den drei Säulen Organisation, Mensch und Technologie, eingebettet in die Kultur eines Unternehmens.
Für die Realisierung stehen aber eine Reihe von [technischen] Werkzeugen zur Verfügung: Groupware-Programme, Work-Flow- und Dokumentenmanagement-Systeme, Software-Agenten, Data Mining, Information Retrieval etc.
Johann Ortner von IP Software Systems, Referent bei Vision Plus 8, fasst zusammen, dass es beim Wissensmanagement vor allem um die Anregung der Mitarbeiter zum Nachdenken bzw.

Ausbildung zum Wissensmanager
In Österreich bietet einzig die Donau-Universität Krems
ausdrücklich einen Lehrgang über Wissensmanagement an. In Eisenstadt
gibt es eine Fachhochschule für Informationsberufe. An der
Karl-Franzens-Universität Graz ist auch ein Institut für
Informationswissenschaft mit einer betriebswirtschaftlichen
Orientierung beheimatet.

