Telekoms steigen ins Bankgeschäft ein
Mehrere deutsche Telefonkonzerne rüsten sich derzeit für den Einstieg ins Bankgeschäft: MobilCom, Mannesmann Mobilfunk und Debitel wollen nach eigenen Angaben künftig verstärkt Finanzdienstleistungen über Handys anbieten. MobilCom erwägt sogar die Gründung einer eigenen Bank.
Den aktuellen Ankündigungen der Telekom-Unternehmen kommt der Trend im Bankgeschäft entgegen, das Kundengeschäft immer weiter zu Gunsten der lukrativeren Anlage- und Kredit-Bereiche abzubauen.
Für die Telekom-Unternehmen dürften auf der anderen Seite auch nicht die Finanzdienstleistungen als Geschäft im Vordergrund stehen, sondern die Möglichkeit, ihren Kunden M- und E-Commerce-Transaktionen kompakt - und sicher - aus einer Hand anzubieten.
Die Banken, die sich verstärkt um das Einzel-Kundengeschäft bemühen, setzen auf der anderen Seite immer auf das Netz als Transaktions-Ort, womit diese Banken ihr Geschäft aber dem der Telekom-Unternehmen annähern.

ISP gleich Bank
Letztlich verschwimmen mit der derzeitgen technischen Entwicklung schlichtweg die Grenzen zwischen Daten- und Geld-Transaktionen: Aus Banken werden ISPs und umgekehrt.
MobilCom prüfe derzeit drei Optionen, um in den Bereich der Finanzdienstleistungen im mobilen Handel [M-Commerce] einzusteigen, sagte heute ein MobilCom-Sprecher.
Neben der Gründung einer eigenen Bank kämen auch Kooperationen und Joint Ventures in Frage. Das "Handelsblatt" hatte zuvor berichtet, MobilCom werde eine eigene Bank gründen.
Wegen dieser Option, über die aber noch nicht entschieden worden sei, hat sich MobilCom bereits beim Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen informiert. Eine Sprecherin des Bundesaufsichtsamtes teilte auf Anfrage mit, prinzipiell könne sich das Amt wegen Wahrung des Geschäftsgeheimnisses erst äußern, wenn eine Banklizenz erteilt sei. Wer in Deutschland eine Bank eröffnen möchte, müsse im Wesentlichen vier Kriterien erfüllen, die im Gesetz über das Kreditwesen vorgesehen sind. Dazu zähle ein bestimmtes Anfangskapital, ein Geschäftsplan und zwei Geschäftsführer, die fachlich geeignet seien.

Bank statt Röhren
Der britische Telefonkonzern Vodafone AirTouch will über seine Tochter Mannesmann Mobilfunk Anfang nächsten Jahres ein Pilotprojekt starten, das zunächst die Abwicklung von Überweisungen im elektronischen Handel per Handy ermöglicht.
Den Privatkunden solle dabei ein Girokonto angeboten werden, dessen Nummer mit ihrer Mobilfunknummer übereinstimme, sagte das Mannesmann-Vorstandsmitglied Peter Gerard heute in der "Süddeutschen Zeitung". Später solle auch der Wertpapierhandel hinzukommen, für den Banken die Produkte zuliefern sollten.

Der netzunabhängige Mobilfunkanbieter Debitel prüft eigenen Angaben zufolge ebenfalls ein Engagement im Bankensektor. Ein Unternehmenssprecher sagte, grundsätzlich habe man als Mobilfunkdienstleister Interesse daran, Bankgeschäfte via Handy abwickeln zu können. "Wir arbeiten an dem Thema", sagte der Sprecher. Zu den Details der Überlegungen wollte er sich aber nicht äußern. Ebenfalls keine Aussage wollte das Unternehmen dazu machen, ob man eine Übernahme plane oder das Thema in Kooperation mit Bankhäusern angehen wolle.

Kooperation statt Bank
Die Telekom-Tochter T-Mobil und der Mobilfunkanbieter Viag Interkom schließen für die Abwicklung von Finanzgeschäften über Handys die Gründung von eigenen Banken allerdings aus.
Als Mobilfunkbetreiber wolle T-Mobil Randgeschäftsfelder im Wege von Partnerschaften abwickeln, sagte ein Unternehmenssprecher in Bonn. Der Sprecher verwies auf bestehende Kooperationen von T-Mobil mit der Direkt Anlage Bank und der Comdirect.
