03.07.2000

UNTERWEGS

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Online-Buchpreiskrieg offen ausgebrochen

Nach der Online-"Preisoffensive" von Libro haben die deutschsprachigen Verlage einen gemeinsamen Lieferstopp gegen den österreichischen Anbieter erklärt und damit den erwarteten "grenzüberschreitenden Buchhandelskrieg" offiziell begonnen.

"Alle großen Verlage haben bereits eine Sperrung verhängt", sagte der Marketing-Geschäftsführer des Diogenes-Verlages, Stefan Fritsch.

Grenzüberschreitendes Papier

Die grenzüberschreitende Buchpreisbindung zwischen Deutschland und Österreich war zum Monatsbeginn gefallen. Damit gelten feste Verlagspreise nicht mehr für Bücher, die von einem Land ins andere gebracht werden.

Libro stellt sich auf den Standpunkt, dass der Wegfall der Preisbindung auch für die so genannten Re-Importe gilt, also Bücher aus Deutschland, die über Österreich wieder zurück auf den deutschen Markt gebracht werden.

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels hält zwar im Einzelfall günstigere Preise für möglich. Dies gelte aber nicht für Verkäufe im großen Stil.

Langer Sommer vor Gericht

Zu dem angekündigten Lieferstopp erklärte Libro-Sprecher Heinz Lederer, dass sich das Unternehmen unverzüglich an die EU-Wettbewerbskommission wenden werde. "Wir werden die Kommission ersuchen, eine einstweilige Verfügung gegen den Lieferstopp zu erlassen. Weiters soll die Kommission feststellen, dass es sich hier um einen einklagbaren Rechtstatbestand handelt."

Danach will Libro gegen die Boykotteure mit Schadenersatzklagen vorgehen. "Wir werden uns auch an den österreichischen Auslieferern, die sich unrechtmäßig an der Aktion der deutschen Verleger beteiligen, schadlos halten."

Zusammen mit der Ankündigung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, auf allen Ebenen juristisch gegen Libro vorzugehen, stehen damit eine Reihe langwieriger Prozesse an.

Ein echter Krimi

Diogenes ist von dem Libro-Angebot unter anderem mit Donna Leons "In Sachen Signora Brunetti" betroffen. Der Bestseller liegt im Libro-Online-Angebot rund vier Euro unter dem Festpreis von rund 20 Euro.

Marketing-Geschäftsführer Fritsch betonte, der Diogenes-Lieferstopp solle dauerhaft verhängt werden. "Das werden wir auch beibehalten." Wichtig sei, dass sich alle Verlage dem Boykott anschlössen. Fritisch zeigte sich zuversichtlich, dass dies "spätestens am Dienstag" erreicht sein werde.