Interpol patrouilliert jetzt im Internet
Die Polizeiorganisation Interpol, die bislang nur durch Abwesenheit oder Inkompetenz zu allen Internet-Themen aufgefallen ist, will sich durch eine strategische Partnerschaft mit einem Schlag ins Netzzeitalter katapultieren und zentrale Anlaufstelle in "Cybercrime"-Belangen werden.
Dies soll durch eine umfassende Datenbank geschehen, in der die Interpol-Erkenntnisse zu "klassischen" Verbrechen mit der umfangreichen Datensammlung des "Stanford Research Institute" zu Computer- und Netzwerksicherheit kombiniert werden.
Von "com" zu "int"
Interpol [1923 gegründet] müsste sich eigentlich in Netzwerken
auskennen, ist die Organisation doch nichts anderes als ein
internationales Polizei-Informationsnetz ohne eigenen Vollzugs- oder
Ermittlungsapparat. Die Organisation hat sich in den letzten Monaten
auch einen neuen Webauftritt verpasst und von "interpol.com" zu
"interpol.int" gewechselt.

Atomic Tangerine
Das "Stanford Research Institute" [SRI] hat seit Jahrzehnten immer wieder nicht öffentliche Konferenzen zu den Themen Computer- und Netzwerk-Sicherheit veranstaltet [vor allem für die Privatwirtschaft] und verfügt dadurch über ein ausführliches und historisch relativ vollständiges Archiv zu diesen Themen.
Diese Erkenntnisse und Daten fließen in das neue Interpol-Netzwerk über die kommerzielle SRI-Tochter Atomic Tangerine ein.

Von der Pfeife zum Laptop
Interpol ist offensichtlich durch die Ereignisse des letzten halben Jahres und insbesondere durch das Medienecho auf den "ILOVEYOU"-Virus dazu gebracht worden, das Thema "Cybercrime" ernst zu nehmen.
Noch im letzten November klangen die Äußerungen auf der Interpol-Jahresversammlung zum Thema eher wie die Vorschläge und Ansichten von Provinzpolitikern im Wahlkampf: Das Netz werde von Terroristen und Verbrechern dominiert, die es zur Abwicklung ihrer Geschäfte nutzen [Finanz-Betrügereien, Erpressung, Geldwäsche und Kinderhandel], Propaganda betreiben, Waffen verschieben und Mitglieder rekrutieren, führte damals der Interpol-Vorsitzende Toshinori Kanemot aus.
Datensammlung
Jetzt will Interpol die versäumte Kompetenz-Entwicklung auf einen Schlag nachholen und sogar zum Vorbild für seine Mitgliedsländer werden: Raymond Kendall, Interpol-Generalsekretär, führte aus, dass nur 15 der 178 Mitgliedsländer seiner Organisation Gesetze gegen "Cyber-Kiminalität" hätten, aber auch Unternhemen dringend Hilfe bei der Bekämpfung von international agierenden Verbrechern, die sich des Internets bedienten, nötig hätten.
In Zukunft soll das Interpol-Netzwerk laut Kendall "Unternehmen, Regierungen und Ermittlungsorgane" mit umfassenden und aktuellen Informationen versorgen.
Dafür soll auch eine spezielle Software des SRI namens "NetRadar" sorgen, die angeblich das Internet autonom nach neuen Viren, Sicherheitslücken und Trends, welche Ziele "attackiert" werden, scannt.