US-Telekom-Hochzeit vorerst gescheitert
Die geplante Fusion der beiden US-Telekomgesellschaften MCI-WorldCom und Sprint im Volumen von 129 Milliarden Dollar [144 Mrd. Euro] ist offenbar gescheitert.
Das US-Justizministerium will das Zusammengehen der beiden Telekomkonzerne notfalls gerichtlich verhindern und hat deshalb Klage eingebracht.
Damit solle die Wettbewerbsfähigkeit im Bereich der Kommunikationsdienstleistungen geschützt werden, erklärte Justizministerin Janet Reno gestern in Washington.
WorldCom überlegt nun, sein Übernahmeoffert für Sprint zurückzuziehen.
Der Erhalt des Wettbewerbs
bei Ferngesprächen, Internetverbindungen und Datendiensten sei
von überragender Bedeutung für die US-Wirtschaft. Deshalb habe sie
bei Gericht eine einstweilige Verfügung gegen die Fusion beantragt.
"Wenn diese Fusion stattfände, würden Verbraucher und Unternehmen
dafür bezahlen", sagte Reno.

Fusionsantrag bei EU-Kommission zurückgezogen
Auch EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti hat deutlich erkennen lassen, dass er die geplante Großfusion in ihrer bisherigen Form nicht genehmigen will.
Nach dem roten Licht der US-Kartellwächter haben MCI WorldCom und Sprint nun ihre Fusionsanmeldung bei der EU-Kommission zurückgezogen.
Wenn sie ihren Zusammenschluss weiter betreiben wollten, würden sie ihn erneut in Brüssel anmelden, hieß es in einer Erklärung.
MCI-WorldCom
war nach Presseinformationen zu weit reichenden Zugeständnissen
bereit, um seine angestrebte Fusion mit dem Telefonanbieter Sprint
für die Kartellwächter annehmbar zu machen.

Sorge um Wettbewerbserhalt dominiert
WorldCom ist auch der größte Dienstleister im Bereich des Internet-Rückgrats und trägt rund 37 Prozent des gesamten Internet-Verkehrs. Sprint wickelt nach Angaben des US-Justizministeriums 16 Prozent des Internet-Verkehrs ab.
Die Wettbewerbshüter machen sich offensichtlich Sorge über die Macht, die eine fusionierte Sprint-WorldCom auf dem US-Ferngesprächsmarkt und im Internet-Bereich bekommen würde.
AT&T ist im US-Ferngesprächsgeschäft der Branchenführer, doch hatte WorldCom 1997 bereits die zweitgrößte Ferngesprächsgesellschaft MCI geschluckt und würde mit Sprint auch die drittgrößte Ferngesprächs-Firma übernehmen.
WorldCom
scheint vor allem am großen US-Mobilfunknetz von Sprint
interessiert. Das Unternehmen ist bisher nicht im Mobilfunk aktiv.
Es braucht dringend ein Netz, um wie andere große Telekomkonzerne
seinen Kunden gebündelte Telefon-, Internet- und Mobilfunkdienste
anbieten zu können.

Sprint
Auch nach dem Scheitern der Übernahme durch WorldCom benötigt
Sprint wahrscheinlich einen Partner in der sich rasch
konsolidierenden Telekom-Branche. An Interessenten dürfte es nicht
mangeln. Die Deutsche Telekom hatte schon einmal für Sprint geboten.
