Geldwäsche via Internet
Die internationale Mafia wird ihre Geldwäsche-Aktivitäten in den kommenden Jahren nach Einschätzung von Experten vollständig ins Internet verlegen.
In zehn Jahren werde niemand mehr auf die Idee kommen, verdächtige Geldgeschäfte am Bankschalter oder per Überweisung zu erledigen, warnte der auf Geldwäsche-Delikte
spezialisierte Staatsanwalt Günter Wittig am Dienstag bei einer internationalen Geldwäsche-Konferenz in Frankfurt.
Die Geldwäsche werde über Online-Banking, Handy-Banking, Prepaid-Cards und später sogar einmal über virtuelles, auf der privaten Computerfestplatte gespeichertes Geld abgewickelt werden. Die Gesetzgebung hinke diesen technischen Möglichkeiten hinterher, bemängelte Wittig. Sie verfolge die Kriminalität des 21. Jahrhunderts mit den Mitteln des 19. und 20. Jahrhunderts. Um den Kriminellen die Stirn bieten zu können, müssten Justiz und Polizei technisch besser ausgestattet und auch besser für ihre anspruchsvolleren Aufgaben ausgebildet werden. Sie müssten ganz selbstverständlich mit Computern umgehen und Bilanzen lesen können.
Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge werden weltweit jährlich 500 Milliarden Dollar aus Drogengeschäften und noch einmal 500 Milliarden Dollar Einnahmen aus anderen Verbrechen gewaschen.
Auch der frühere Scotland-Yard-Mitarbeiter Rowan Bosworth-Davies warnte vor dem neuen Geldwäsche-Schauplatz Internet. Im Internet seien Straftaten schwieriger zu verfolgen und ließen sich verwertbare Beweise schwerer sammeln, sagte er. Allein durch seine Globalität stelle das Netz die Strafverfolger vor immense Probleme. Die Gefahr für die Banken werde in der Anonymität ihrer Geschäftspartner liegen, warnte Bosworth-Davies. Er setze jedoch darauf, dass die Geldinstitute allein schon zum Eigenschutz Mechanismen entwickeln würden, um Geldwäscher unter ihren Kunden zu identifizieren und auszuschließen.
